Ein Kurs im virtuellen Klassenzimmer
Ein angenehm unaufgeregter Bericht, den der FAZ-Autor hier abgibt. Dafür hat er sich unter die 8.000 Teilnehmer des Online-Kurses von Bernard Cooperman von der University of Maryland gemischt. Das Thema: “Practicing Tolerance in a Religious Society: The Church and the Jews in Italy”. Der Kurs wurde auf der MOOC-Plattform von Coursera angeboten. Friedemann Bieber berichtet vom typischen Ablauf und Aufbau eines Coursera-Kurses, dem “Signature Track” und den Bedingungen für das Erreichen eines Zertifikats (”Farce der Identifizierung”, mehr “Teilnahmebestätigung” als aussagekräftiger Abschluss) sowie den Möglichkeiten und Grenzen des “Peer-Review-Verfahren”, in dem Studierende gegenseitig ihre Arbeiten bewerten. Sein Fazit:
“Klar, es wäre schöner gewesen, in Maryland zu studieren und mit Cooperman in einer kleinen Seminargruppe auf dem frühlingshaften Campus über Herbert Marcuse nachzudenken. Ein Internet-Forum kann den Seminarraum nicht ersetzen. Aber für die Rentnerin aus Rom oder den Immobilienmakler aus Toronto ist ein Studium in Maryland – oder überhaupt an irgendeiner Universität – wohl kaum eine realistische Alternative. Coopermans Kurs ist ein Angebot. Dem, der diszipliniert genug ist, den Vorlesungen zu folgen, einige weiterführende Texte zu lesen und im Forum Fragen zu stellen, bietet er womöglich mehr Gedankenanstöße als so manches überfüllte Proseminar.”
Friedemann Bieber, FAZ.net, 22. Mai 2014