JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Forscher fordern neues Verständnis von Lernen – jenseits von Abschlüssen

40 renommierte BildungsforscherInnen haben diese Woche ein Manifest unterzeichnet und plädieren darin für eine Idee von „New Learning“. Einen Namen hat es auch schon: „Hagener Manifest zu New Learning“. Es kommt unter anderem mit folgenden Empfehlungen daher:

„- die offensive Hinwendung zu einer aktuellen digitalen Ausstattung von Schulen und Hochschulen …,
– eine deutlich verbesserte berufsbegleitende Weiterbildung für Lehrende …
– den radikalen Perspektivwechsel weg vom Lehrenden hin zum Lernenden: „New Learning“ brauche „persönliche Lernbegleitung und adaptive Lernumgebungen, die sich der Individualität und Diversität der Lernenden anpassen“.“

Die zwölf Thesen im Einzelnen:
„1. New Learning bedeutet lebenslange Bildung. …
2. New Learning fördert Chancengerechtigkeit. …
3. New Learning stellt die Lernenden in den Mittelpunkt. …
4. New Learning denkt die Rollen von Lehrenden und Lernenden neu. …
5. New Learning bedeutet vernetztes Lernen. …
6. New Learning ermöglicht flexibles und selbstbestimmtes Lernen. …
7. New Learning misst Lernerfolge an individuellen Zielen. …
8. New Learning sieht Technologie als Chance – ohne Risiken zu ignorieren. …
9. New Learning steigert digitale (Medien-)Kompetenz und Data Literacy. …
10. New Learning garantiert Datenschutz und verhindert digitale Diskriminierung. …
11. New Learning überwindet Grenzen zwischen Bildungsinstitutionen. …
12. New Learning braucht eine neue, gemeinschaftliche Bildungspolitik. …“

Gute, wichtige Punkte, aber auch schwer greifbar, solange der Akteur „New Learning“ heißt und viele Stichworte sehr offen formuliert sind, zum Beispiel „New Learning stellt die Lernenden in den Mittelpunkt“. Idealerweise geht jetzt jeder Bildungsträger hin und übersetzt „New Learning“ in SMARTE Ziele – offen und transparent.

Schaun wir mal. Ich bin jedenfalls gespannt, ob das „Manifest“ noch Kreise zieht und mit weiteren, konkreten Aktivitäten verknüpft wird. Erst einmal steht es jetzt neben der „Verteidigung der Präsenzlehre“.
Armin Himmelrath, Der Spiegel, 01. Oktober 2020

Bildquelle: FernUniversität in Hagen