Future Skills für Hochschulen: eine kritische Bestandsaufnahme
Das umfangreiche Dokument (44 S.) ist als Vorveröffentlichung einer Studie deklariert, die im Juli 2024 erscheinen soll („Future Skills lehren und lernen – Schlaglichter aus Hochschule, Schule und Weiterbildung“). Herausgegeben wurde es vom Stifterverband, der ein Autor:innenkollektiv aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht hat. Ich habe es mit Blick auf die laufende Diskussion um und über Future Skills mit Gewinn gelesen, da es sehr differenziert auf viele Fragen eingeht, die in der Aufzählung und Beschreibung entsprechender Skills oft zu kurz kommen. In der Einleitung heißt es:
„Die Diskussion um Future Skills in der Hochschulbildung und darüber hinaus ist im vollen Gange. Sie zeichnet sich durch eine Vielfalt von Perspektiven, Zugängen, Definitionen, Euphorie und Kritik aus. Doch was ist nun dran an Future Skills – alles nur heiße Luft?
Befürwortende des Konzepts argumentieren, dass Future Skills unerlässlich sind, um Studierende auf unvorhersehbare zukünftige Herausforderungen vorzubereiten, und sie befähigen, verantwortungsbewusste und aktive Bürgerinnen und Bürger in einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt zu sein. Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, dass der Fokus auf Future Skills zu einer Ökonomisierung der Bildung führen kann.“
Der letzte Satz deutet an, dass die Diskussion um Future Skills durchaus als Fortsetzung der Debatte um das Selbstverständnis der Hochschulen im 21. Jahrhundert verstanden werden darf. „Kompetenzorientierung 2.0“, wenn man so will. Natürlich macht sich das Autorenkollektiv für das Thema „Future Skills“ und eine damit verbundene Verankerung in der Hochschullehre stark. Es geht aber zugleich (selbst-)kritisch auf die offenen Fragen ein, zum Beispiel mit Blick auf eine bildungstheoretische Herleitung von Future Skills sowie auf die Entwicklung entsprechender Messinstrumente und Evaluationsmethoden. So heißt es an einer Stelle: „Die Frage, ob Future Skills schon in der Lehre angekommen sind, muss derzeit also noch mit einem „Jein“ beantwortet werden.“ (S. 26)
Natürlich plädieren die Autor:innen „für eine tiefgreifende Weiterentwicklung der Forschung und Umsetzung von Future Skills“ (S. 32) und konkretisieren dieses Plädoyer in ihrem abschließenden Ausblick. Da sich aber der Gegenstand der Debatte selbst laufend verändert – denken wir nur an das Stichwort „KI-Kompetenzen“ -, hat man beim Lesen das Gefühl, dass hier der Weg das erste Ziel ist.
Ulf-Daniel Ehlers, Laura Eigbrecht, Nina Horstmann, Wibke Matthes, David Piesk und Florian Rampelt, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (Hrsg.), Juni 2024