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Future Skills im Vergleich

Das Dokument (39 Seiten) macht gerade auf LinkedIn die Runde. Im Kern ist es eine Analyse von 13 Future Skills-Studien, die im deutschsprachigen Raum seit 2015 publiziert wurden. Für die Analyse wählt Ulf-Daniel Ehlers (Duale Hochschule Baden-Württemberg, DHBW) eine von ihm durchgeführte und bereits vorliegende Studie mit 17 Future Skills-Profilen (Kompetenzfeldern) als Referenzmodell (NextSkills, https://nextskills.org). Anschließend werden die in den übrigen 13 Future Skills-Studien aufgeführten Kompetenzen den Kompetenzen des Referenzmodells zugeordnet.

„Future Skills gelten derzeit als „Rising Star“ der Kompetenzforschung. Der Begriff ist jedoch nicht einheitlich definiert und in der Bildungswissenschaft nicht klar operationalisiert. Anhand der NextSkills-Studie werden im Beitrag 17 Future Skills-Profile beschrieben. Diese werden dann als Rahmenkategorien für eine vergleichende Einordnung aller seit 2015 im deutschsprachigen Raum publizierten Future Skills-Studien herangezogen.“ (S. 3)

Was kann man aus diesem Projekt bzw. Dokument mitnehmen?
a) eine hilfreiche Definition von „Future Skills“:
„Future Skills sind Kompetenzen, die es Individuen erlauben, in hochemergenten Handlungskontexten selbst organisiert komplexe Probleme zu lösen und (erfolgreich) handlungsfähig zu sein. Sie basieren auf kognitiven, motivationalen, volitionalen sowie sozialen Ressourcen, sind wertebasiert und können in einem Lernprozess angeeignet werden.“ (S. 15)

Das Zauberwort dieser Definition lautet „hochemergente Handlungskontexte“, denn hier trennen sich die Future Skills von den übrigen Kompetenzen. Und hier kann man jetzt trefflich diskutieren, ob und wie sich „hochemergente Handlungskontexte“ identifizieren lassen oder ob „hochemergent“ nicht – mehr oder weniger – unseren Alltag kennzeichnet.

b) eine Auflistung der 13 Future Skills-Studien, die im deutschsprachigen Raum seit 2015 publiziert wurden

c) eine Auswertung dieser 13 Future Skills-Studien im Hinblick auf die dort erwähnten Kompetenzen
Der Autor, Ulf-Daniel Ehlers, weist auf folgende Kompetenzen mit den häufigsten Nennungen hin: Selbstkompetenz und Lernkompetenz, Digitalkompetenz und Design Thinking-Kompetenz, Kooperations- und Kommunikationskompetenz. Und andersherum tauchen einzelne Kompetenzen des Referenzmodells in den analysierten Studien selten auf, wie zum Beispiel Selbstbestimmtheit und Ethische Kompetenzen.

d) ein detaillierter Blick auf die in den Studien aufgeführten Digitalkompetenzen
Hier orientiert sich Ulf-Daniel Ehlers allerdings am älteren Konzept der Medienkompetenzen nach Dieter Baacke und lässt den aktuellen Europäischen Referenzrahmen für digitale Kompetenzen, DigComp 2.2, außen vor.

e) Einordnungen („was sind Future Skills und warum sind sie wichtig“), Schaubilder, Literaturhinweise und viele Ansatzpunkte für weitere Diskussionen – vor allem mit Blick auf die Dynamik des Themas. Denn auch wenn die grundlegenden Dimensionen der NextSkills-Studie stabil bleiben, werden ja täglich neue Kompetenzen hochgehalten und diskutiert.

Ulf-Daniel Ehlers nutzt die Studie natürlich vor allem als Proof-of-Concept des eigenen Modells. Ob es hier alternative Zugangswege gibt, vermag ich nicht zu beurteilen: „Alles in allem zeigt sich, dass Future Skills ein sich sehr dynamisch entwickelndes Konzept sind, welches geeignet ist, eine neue Aushandlung über zukünftige Bildungsziele zwischen Hochschulen, Arbeitsmarkt und Gesellschaft zu befördern. Das NextSkills-Rahmenkonzept kann dabei als Orientierungsrahmen dienen.“
Ulf-Daniel Ehlers, Karlsruhe, 2022 (pdf)