JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Startschuss zum Aufbau einer Nationalen Bildungsplattform

Um meiner Chronistenpflicht an dieser Stelle nachzukommen: Die Ausschreibung ist draußen, seit dem 26. April können sich Interessierte überlegen, ob sie sich am Aufbau einer „Nationalen Bildungsplattform“ beteiligen. Schon der Titel der Bekanntmachung deutet an, dass wir es hier mit einem sehr komplexen Projekt zu tun haben, dessen Ausmaße wohl auch die Initiatoren noch nicht so richtig einschätzen können:

„Richtlinie zur Förderung von Prototypen für eine Bildungssektorübergreifende, transdisziplinäre Meta-Plattform für kollaborativen, kompetenten und digital gestützten Zugang zu innovativen Lehr-/Lernformaten und unterstützenden Lerntechnologien: „Initiative Nationale Bildungsplattform“.“

Es gibt dann sogar einen einleitenden Satz, der zumindest andeutet, in welche Richtung es gehen soll: „Lernenden in allen Altersstufen soll ermöglicht werden, sich unterstützt durch digitale Services durchlässig und ­medienbruchlos durch die verschiedenen Bildungsangebote und Bildungsformen zu bewegen und diese in digital unterstützten Lernräumen zu nutzen.“

Ich habe den Text der Bekanntmachung kurz überflogen, um mir die zentralen Begriffe für die spätere Suche im Netz bzw. in den Netzwerken zu notieren. Hier meine Hashtags: „#Meta-Plattform“, „digitales Bildungs-Ökosystem“, „#Vernetzung“, „#Personalisierung“, „#lebenslanges Lernen“, „#Bildungsraum“, „#Bildungshistorie“, „#Datenschutz“.

Das Projekt „Initiative Nationale Bildungsplattform“ startet mit einer Konzeptionsphase. Bis Juni können dafür Förderanträge eingereicht werden. Im Herbst startet die Arbeit. 150 Millionen Euro sollen noch im Rahmen dieser Legislaturperiode investiert werden. Anfang 2022 sollen bereits verschiedene Prototypen gezeigt werden, Anfang 2023 dann eine erste Version der Nationalen Bildungsplattform.

Meine Vorbehalte gegenüber diesem Vorhaben habe ich ja seit MILLA an dieser Stelle schon mehrmals formuliert. Deshalb will ich hier nur einen aktuellen Eindruck festhalten, der sich mir gerade nach Lektüre der Bekanntmachung und Ansicht der Pressekonferenz aufdrängt: Im Moment wird sehr viel erklärt, was eine „Nationale Bildungsplattform“ eigentlich sein, was sie im Detail leisten soll (und was nicht!). Stichworte wie „Meta“, „komplex“ und „Ökosystem“ fallen. Ich habe in der Pressekonferenz nichts darüber gehört, wie man die vielfältigen Stimmen in der Bildungslandschaft an diesem Entwicklungsprozess beteiligen will.

Sehr interessant fand ich übrigens auch die Antwort von Anja Karliczek auf die Frage, ob ein Regierungswechsel an der Ausrichtung des Projekts etwas ändern könnte. Anja Karliczek sinngemäß: „Das Projekt ist unumkehrbar. … Jeder mögliche Nachfolger und jede mögliche Nachfolgerin wird begeistert sein, dass wir jetzt diesen Anstoß gegeben haben.“
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bekanntmachung, 26. April 2021