JOCHEN ROBES ÜBER BILDUNG, LERNEN UND TRENDS

Zur Verteidigung der Präsenzlehre

Ein Offener Brief, der in dieser Woche erschienen ist, bisher von über 3.000 Lehrkräften an Hochschulen unterschrieben wurde und sicherlich als Plädoyer für alle interessant ist, die sich mit Bildung beschäftigen. Denn das Austarieren von „Präsenz“ und „Online“ findet ja derzeit überall statt.

Zum Inhalt des Aufrufs. Ein starker Satz („Die Präsenzlehre als Grundlage eines universitären Lebens in all seinen Aspekten gilt es zu verteidigen.“) und drei Aspekte, die ihn stützen: 
„1. Die Universität ist ein Ort der Begegnung. …
2. Studieren ist eine Lebensphase des Kollektiven. …
3. Die universitäre Lehre beruht auf einem kritischen, kooperativen und vertrauensvollen Austausch zwischen mündigen Menschen. … Auch dies lässt sich nicht verlustfrei in virtuelle Formate übertragen.“

Nun bin ich nach drei Monaten Homeoffice und Zoom auch schon etwas mürbe. Aber ich versuche einmal eine kurze Einschätzung: 1.: okay; 2.: ja, wenn man an die traditionelle Zielgruppe der Hochschulen, den Schulabgänger, denkt; aber es gibt auch andere Zielgruppen … 3.: das kann/ muss man sicher diskutieren und differenzieren …

In Statements zu diesem offenen Brief wird die Hoffnung ausgedrückt, dass Corona den Anstoß bildet, um endlich über einige Formen der Präsenzlehre (die übervolle Vorlesung) nachzudenken; und andere Formen der Präsenzlehre werden sich vielleicht verändern, wenn sie auch für Nicht-Anwesende zugänglich sein sollen.

Abschließend: Der Urheber dieses Offenen Briefs, der „freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs)“, lässt sich nur über das Impressum erschließen; der Aufruf trägt auch kein Datum; und an wen er sich richtet, wird auch nicht klar.

Dazu passt auch die Einschätzung von Jan-Martin Wiarda: „Protest gegen ein Phantom“.
freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V., 2020

Bildquelle: Miguel Henriques (Unsplash)