Pädagogik der Bevormundung
In der FAZ sind noch im alten Jahr zwei Artikel erschienen, die sich mit digitaler Bildung beschäftigt haben: „Der Bildungsferne Campus“ von Ralf Lankau und die Replik von Jürgen Handke, „Wege aus der digitalen Steinzeit“. Markus Deimann hat beide Artikel gelesen und kommt zu dem Schluss: In beiden Fällen finden sich deutliche Spuren einer Pädagogik der Bevormundung. Wirkliche Mitbestimmung des Lernenden, wirkliche Beteiligung an der Erstellung von Lerninhalten und an der Gestaltung der Lernprozesse stehen nicht im Fokus bzw. finden nicht statt. Kurz: „Das hierarchische Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden wird also nicht aufgelöst. Es bleibt dabei, dass die Lehrperson im Vorfeld festlegt, wann Inhalte zu vermitteln und wann zu vertiefen sind.“
Auch wenn ich Markus Deimann gerne auf dem Pfad einer Pädagogik, „die nicht bevormundet, sondern emanzipiert“, folgen möchte. Es bleibt etwas, was auch seine kurzen Beispiele nicht ausräumen können und was Gabi Reinmann einmal ein „auszuhaltendes Spannungsverhältnis“ genannt hat: „Es gehört zu den Antinomien der Pädagogik und Didaktik, dass man Selbstbestimmung zum Ziel hat, aber auf dem Weg dahin allein mit Selbstbestimmung nicht auskommt.“
Markus Deimann, MERTON – Onlinemagazin des Stifterverbandes, 6. Januar 2020
One Response to “Pädagogik der Bevormundung”
oder um es mit Kant zu formulieren:
„Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“