Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Coworking aus Unternehmenssicht II: Out of Office – into the Flow?

Mit dem Phänomen Coworking hatte ich in der Vergangenheit nur am Rande zu tun. Die aktuelle Studie der Universität St. Gallen bot eine Gelegenheit, hier etwas aufzuholen. Worum ging es? In einem 12-monatigen Experiment, genannt „VillageOffice Coworking Experience“, konnten die Mitarbeiter aus fünf Unternehmen neben ihrem Arbeitsplatz oder dem Homeoffice auch Coworking Spaces frei nutzen. Die Universität St. Gallen (das Institut für Wirtschaftsinformatik und das Forschungsinstitut für Arbeit und Arbeitswelten) haben die Unternehmen und ihre Mitarbeiter begleitet und ihre Erfahrungen ausgewertet.

Die Studie ist vor allem interessant, weil sie in das Thema Coworking einführt und es in den größeren Rahmen einer Auseinandersetzung mit neuen Formen der Zusammenarbeit und des Austauschs von Wissen stellt. Dazu wird die Entwicklung dieser Angebote kurz skizziert, es werden verschiedene Angebotsformen vorgestellt sowie Rahmenbedingungen und Nutzungsszenarien diskutiert. In der vorliegenden Studie wurde dann ja noch einmal ein spezieller Fall untersucht: Die Teilnehmer kamen aus Unternehmen, konnten, mussten aber nicht, Erfahrungen mit Coworking sammeln – als weiteres, alternatives Arbeitsszenario. Das hat wohl auch dazu geführt, dass das Angebot im Untersuchungszeitraum von den Teilnehmern nur sehr verhalten genutzt wurde.

Coworking Spaces können sich als „Innovation Cluster“ präsentieren und bewusst mit Angeboten des Austauschs und der Vernetzung werben. Das macht sie auch als „Lernorte“ interessant. Leider kam dieser Aspekt im Rahmen der vorliegenden Studie aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Tragen. Aber ich werde mal schauen, ob es über diese Seite des Phänomens Coworking bereits Studien gibt.

„Was, wenn Coworking Spaces die neuen Bibliotheken wären – eine solidarische Investition unserer Gesell­schaft in Bildung, Kultur und Chancengleichheit? Die Idee, Coworking Spaces als Dorfplatz 4.0 – einfach mit Steckdosen – zu sehen, besticht und beflügelt. Es wäre eine Antwort auf viele aktuelle Chancen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters: von der Entlastung der Verkehrsinfrastruktur zu reduzierten Pendlerzeiten, der Belebung der Dörfer, bis hin zur Verhinderung von Entsolidarisierung und der Spal­tung der Gesellschaft.“
Barbara Josef, Anastasia Sapegina, Andrea Back und Antoinette Weibel, Universität St. Gallen, Januar 2019

Bildquelle: Shridhar Gupta (Unsplash)

Schreibe einen Kommentar

Basic HTML is allowed. Your email address will not be published.

Subscribe to this comment feed via RSS

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.