Mathe büffeln am PC. Wie beeinflussen die Medien das Lernen?
Bitte einmal in diese Folge der Reihe „SWR2 Wissen: Aula“ reinhören. In ihr schildert Hans W. Giessen, Informationswissenschaftler an der Universität des Saarlandes, was wir heute über das mediengestützte Lernen wissen. Dabei arbeitet er sich an einer Aussage des US-amerikanischen Psychologen Richard Clark ab, der 1983 behauptet hatte, „dass das Medium, mit dessen Hilfe Lerninhalte vermittelt werden, vermutlich keinen Einfluss auf das Lernen selbst habe“. Eine Steilvorlage für den Autor, der in der Folge viele einzelne Studien zitiert und ein differenzierteres Bild entwirft: je nach Lernertyp, nach Mediencharakteristika, nach investierter Zeit und nach Thema kann das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen, werden Lernende unterstützt oder eben nicht.
Vorneweg: So richtig packen kann mich die Bildungsempirie auch hier nicht. Denn bei jeder Studie und bei jedem Befund, der angeführt wird, möchte ich wissen, was die Projektleiter eigentlich unter „Lernen“ verstehen, wie groß und ausgewählt ihre Zielgruppe war, was eigentlich untersucht wurde, usw. Hinzu kommt, dass schon die zentrale Fragestellung der Sendung impliziert, dass es heute immer noch ein Lernen mit und ein Lernen ohne Medien gibt. Dass aber unser Alltag, unser Lernalltag, in weiten Teilen bereits digitalisiert und medialisiert ist, bevor Pädagogen sich an ihre Konzepte setzen, geht in dieser Sendung etwas unter.
Aber das alles mal beiseite. Wenn man sich die 30 Minuten anhört, wird man nämlich schnell merken, dass hier Form und Inhalt nicht zusammenpassen. Studien zu zitieren, Namen von Autoren aufzuzählen und Ergebnisse wiederzugeben, bei denen auch die Nebensätze wichtig sind, schöpfen die Möglichkeiten des Mediums Radio (oder Podcast) nicht aus. Spannender wäre es vielleicht gewesen, dass Thema in einem Dialog aufzunehmen und vielleicht auch den einen oder anderen empirischen Befund kritisch zu hinterfragen.
Hans W. Giessen, SWR2 Wissen/ Aula, 24. September 2017
One Response to “Mathe büffeln am PC. Wie beeinflussen die Medien das Lernen?”
Danke für Deine interessante Schilderung. Die gute Nachricht ist, dass die Schuldidaktik vielerorts so hinterherhinkt, dass sie eigentlich gleich auf socialized oder kollaboratives Lernen umsteigen könnten. Die brauchen doch den Umweg über Lernen mit /ohne Medien, Lerntypen etc gar nicht mehr zu durchlaufen. Wie Du sagst, im Alltag lernen wir so schön lang.