Das Ende der Präsenzuniversität
Zugegeben, ein provokanter Titel, den man hierzulande noch nicht häufig liest oder hört. Autor Rolf Arnold lehrt Berufs- und Erwachsenenpädagogik an der TU Kaiserslautern und plädiert – ich mache es kurz -, für das Selbststudium und die Entwicklung der Selbstorganisationsfähigkeiten der Studierenden. Seine Argumentation ist einfach: Wenn Fernstudienangebote funktionieren, wie legitimiert sich dann die fortdauernde „Präsenzkultur an den Hochschulen“?
„Lernen ist in seinem Kern immer Selbstlernen und Studium immer Selbststudium. Warum nehmen die Hochschulen diesen offensichtlichen Sachverhalt nicht in noch viel stärkerem Maße zum Anlass, um ihre Angebote in Teilen als Selbststudien-Angebote zu offerieren? Die Erfahrungen der Distance- und eLearning-Hochschulen im öffentlichen und privaten Bereich halten reichhaltige Anregungen für eine Ausgestaltung solcher Konzepte wissenschaftlicher Bildung bereit. Auch Humboldt wäre heute online!“
Zurecht werden hier Lehren und Lernen getrennt. Leider ist auch Lernen nur die halbe Miete, wenn es sich nicht in der Praxis beweisen kann. Ist hier Distance Learning weiter? Reicht das Bestehen von Abschlussklausuren? Wäre es nicht eine Gelegenheit gewesen, an dieser Stelle z.B. auf die Einbindung von Social Media in die Hochschuldidaktik hinzuweisen? Vielleicht würde Humboldt heute twittern?
Rolf Arnold, FAZ.net, 8. Juni 2010
4 Responses to “Das Ende der Präsenzuniversität”
[…] sehen diese Werbung nicht. Jochen Robes hat den Beitrag in seinem Weiterbildungsblog auch aufgegriffen und kommentiert. Er h
Der Faz-Artikel bedient sich einer einfachen Polarisierung:
Unterstellt wird, dass Lehre grundsätzlich mit Belehrung identisch ist und daher in einem Abfüllen der Köpfe von außen besteht.
Demgegenüber wird die („moderne“) Vorstellung in Front gebracht, dass die Studierenden selbst (gesteuert) lernen, was letzlich bedeutet, dass sich die Köpfe ohne äußeres Zutun von allein füllen. Eine solche Dichtotomisierung führt nicht weiter; sie führt in eine Sackgasse und schüttet das Kind mit dem Bade aus. Anders gesagt: Da wird der Teufel doch wohl mit dem Beltzebub ausgetrieben.
Überdies wissen wir auch, dass Fernlehre bloß eine Form des Unterrichts ist. Dass diese Form dem Präsenzstudium überlegen sein soll,
ist bis heute nicht empirisch belegt und wohl auch kaum belegbar. Der Einsatz von Fernlehrmaterial ist außerdem nur eine Frage der Medienwahl und fällt damit in das Reich der Lehre.
In der Präsenzlehre würde ein gutes Lehrbuch die gleichen Dienste erweisen. Wozu also der Ruf nach der Ferne, wenn das Gute doch so nahe liegt?
[…] In FAZ.NET findet sich hier ein interessanter Beitrag von Rolf Arnold mit dem Titel „Das Ende der Präsenzuniversität“. Nachdem der Link bereits in Twitter vor einigen Tagen die Runde gemacht hatte, gibt es dazu nun u. a. Blog-Beiträge von Gabi (hier) und Jochen Robes (hier). […]
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