Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

„Adresse nicht gefunden“ – Auf den digitalen Spuren der E-Teaching-Förderprojekte

Bis ich alle 344 Seiten dieses Bandes aus der Reihe „Medien in der Wissenschaft“ gelesen habe, wird sicher noch eine Weile vergehen. Aber ein Anfang ist gemacht: In diesem Artikel begeben sich die Autoren auf Spurensuche („Projektarchäologie“ nennen sie es!). Immerhin geht es um 300 Millionen Euro, die Bund und Länder in den letzten Jahren in E-Learning-Förderprojekte im Hochschulbereich investiert haben. „Vernetztes Studium Chemie“, „Virtuelle Fachhochschule“, „Neue Medien in der Bildung“, „Notebook-University“, „eLearning-Dienste für die Wissenschaft“ stehen für ambitionierte Projekte mit durchaus bildungspolitischem Anspruch. Grund genug, einmal nachzufragen, ob denn von der so selbstverständlich geforderten Nachhaltigkeit im Web noch etwas zu sehen ist. Also wurde gesucht und oft nichts mehr oder nicht mehr viel gefunden, der Titel deutet es an. Konkret:

„Ein wesentliches Indiz für die Nachhaltigkeit der Projekte ist ihre Verfügbarkeit im Netz. … Damit ist es allerdings schlecht bestellt, ist doch vieles nicht mehr auffindbar …, Auch die Erwartungen, dass E-Learning zu erfolgreichen Geschäftsmodellen im Hochschulsektor führen könnte, haben sich kaum erfüllt. Hier stellt sich die Frage, ob die Ziele jemals angemessen waren. … Insgesamt muss konstatiert werden, dass in vielen Projekten keine ausreichenden Vorkehrungen für die Übertragbarkeit der Konzepte und Produkte in interne und externe Kontexte ohne den Förderrahmen getroffen wurden.“
Das komplette Buch steht übrigens online zur Verfügung!
Simone Haug und Joachim Wedekind, in: E-Learning: Eine Zwischenbilanz. Ullrich Dittler, Jakob Krameritsch, Nicolae Nistor, Christine Schwarz, Anne Thillosen (Hrsg.), Waxmann 2009, S. 19-37

5 Responses to “„Adresse nicht gefunden“ – Auf den digitalen Spuren der E-Teaching-Förderprojekte”

  1. Dr. Wolfgang Kraemer

    Lieber Herr Robes,
    ganz so schwarz sehe ich das nicht. Sobald die einschlägigen Förderprojekte auslaufen, ist üblicherweise auch das Forschungsthema erst einmal wissenschaftlich „verwertet“. An der Existenz von Webseiten würde ich das nicht fest machen. Was am Ende bleibt, sind nachweisbare Hochschulkarrieren, zahlreiche Dissertationen und einige tausend Diplom- und Seminararbeiten, die zu einem erheblichen Kompetenzwachstum in einer Vielzahl von entsprechenden Beschäftigungsverhältnissen vor allem in Unternehmen und Organisationen geführt haben. Die meisten davon, dürften ziemlich genau die Zielgruppe ihres Blogs repräsentieren. Darüber hinaus gibt es sicher auch das eine oder andere Spin off, Patent oder Softwareprodukt, das genau aus diesen Projekten entstanden ist.
    Viele Grüße
    Ihr
    Wolfgang Kraemer

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  2. Jochen Robes

    Ich stimme Ihnen zu, Herr Krämer, dass die Autoren hier einen eher originellen & unterhaltsamen als einen systematischen Weg gewählt haben, um nach den „Auswirkungen“ der E-Learning-Fördermillionen zu fragen. Auch Ihre Hinweise auf die unzähligen positiven Nebeneffekte der Projekte sind absolut plausibel und in einer „Gesamtrechnung“ sicher nicht gering zu veranschlagen. Ich habe den Artikel auch eher als Appell gelesen, das Thema E-Learning im Hochschulbereich weiter zu fördern und zu verankern, aber in der Zielformulierung von Projekten zukünftig etwas … realistischer und professioneller vorzugehen.
    Beste Grüße, Jochen Robes

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  3. Dr. Wolfgang Kraemer

    Ich fürchte, mein Kommentar zur Nachhaltigkeit von eLearning Projekten an Hochschulen würde sich zu einem Satirebeitrag entwickeln. Ich lasse es mal lieber.
    VG und eine schönes WE
    WKr

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  4. Joachim Wedekind

    @Kraemer: Die Satire könnten wir ja zusammen schreiben 😉
    Ich sehe die Existenz von öffentlich zugänglichen Informationen (Websites) schon als ein wichtiges Indiz an. Mich würden die nachweisbaren Hochschulkarrieren (in den Fachgesellschaften haben sich die E-Learning-Experten eben nicht vervielfacht), die Dissertationen (bilde mir ein, einen einigermaßen guten Überblick zu haben, wo sind die vielen?) und gar einige Tausend Diplom- und Seminararbeiten interessieren. Wo sind die? Wenn sie in irgendwelchen Regalen von Lehrstuhl- oder Institutsbibliotheken verstauben, hat die (zahlende) Öffentlichkeit halt nix davon. Erhellende Hinweise sehr erwünscht.
    Viele Grüße
    Joachim Wedekind

    Antworten
  5. Karlheinz Pape

    Da stimme ich Hn. Wedekind gern zu. Alles, was mit Steuergeldern finanziert wird, sollte dann auch allen, die es als Steuerzahler bezahlt haben, uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
    Und abgesehen von diesem „Besitzanspruch“, halte ich es auch für ganz selbstverständlich, dass über die Wirkung öffentlicher Mittel in jedem Einzelfall Rechenschaft abgelegt wird – und nicht nur über die Verwendung. Schließlich stehen hinter den geförderten Vorhaben ja Absichten, und nur wenn diese erreicht werden, waren die Mittel auch sinnvoll ausgegeben.
    Irgendwie habe ich da bei den meisten öffentlichen Förderungen so meine Zweifel, ob die denn wirklich das Geld wert sind, dass wir Steuerzahler dort hineingesteckt haben.

    Beste Grüße
    Karlheinz Pape

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