Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Web 2.0 im Personalmanagement. Orientierungshilfe für die Praxis

Es gibt einen Arbeitskreis „Web 2.0 im Personalmanagement“, getragen durch Initiatoren der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und der DATAKONTEXT GmbH. Sie haben – noch im alten Jahr – einen Leitfaden veröffentlicht, der „aktuelle Einsatzfelder und Möglichkeiten von Web 2.0-Technologien im Personalwesen“ aufzeigen will. Denn das Internet „hat auch die Personalarbeit verändert und für Personalverantwortliche völlig neue Möglichkeiten geschaffen“, wie es einleitend heißt. Der vorliegende Leitfaden enthält neben einer kurzen Einführung drei Hauptteile: Im ersten werden die Nutzenpotentiale des Web 2.0 im Personalmanagement beschrieben, wobei Fragen des Personalmarketings und Employer Brandings den meisten Platz einnehmen. Es folgen drei kurze Best Practices: Spreadshirt (interner Blog), Siemens (Podcast) sowie Fraport (Wiki). Im dritten Teil geht es um die Einführung von Web 2.0 und Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen: z.B., welche Unternehmenskultur idealerweise diese Einführung unterstützt und welche technisch-organisatorischen Anforderungen zu beachten sind.

Insgesamt ein nützliches Papier, das hält, was es verspricht. Doch das Tempo auf diesem Gebiet ist rasant. So könnte man heute spielend die Zahl der Praxisbeispiele erweitern und in diesem Zusammenhang auch technische Lösungen und Anbieter beim Namen nennen, die den Sprung in Unternehmensinfrastrukturen geschafft haben. Auch die Tatsache, dass in vielen Unternehmen der Zugriff auf bestimmte Web 2.0-Angebote im Internet gesperrt ist (während man sich parallel mit den Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0 beschäftigt!), wäre ein interessantes Kapitel für eine Neuauflage.

Aber ich möchte an dieser Stelle noch einen anderen Punkt ansprechen. Im Leitfaden heißt es, dass man Personalverantwortlichen „Mut machen und ihnen die Angst vor der neuen Wirklichkeit des Web 2.0 nehmen“ möchte. Warum so umständlich, frage ich mich? Warum findet sich in diesen Papieren nicht einmal die Aufforderung, das neue Web einfach auszuprobieren? Es tut nicht weh! Und erste Schritte – einen Newsreader einrichten, einen Blog installieren, ein Foto ins Netz stellen oder einen Twitter-Account anlegen – kann jeder sofort starten, im Zweifelsfall auf seinem Privatrechner. Denn man will doch „Personalverantwortliche“ ansprechen, oder? Auf diesem Wege könnte man auch Projektleiter gewinnen, die Web 2.0 „leben“ und es nicht nur als das nächste HR- oder IT-Projekt betrachten, das auf ihrer Agenda steht.
Deutsche Gesellschaft für Personalführung (Hrsg.), PraxisPapiere, 3/ 2008

3 Responses to “Web 2.0 im Personalmanagement. Orientierungshilfe für die Praxis”

  1. Ellen Trude

    Hallo Herr Robes,
    aus der Seele gesprochen – Dank für den Beitrag, besonders Absätze 2 und 3. Kleines Problem könnte allerdings noch bestehen: Privatrechner sind doch verboten! Gruss aus Köln

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  2. Jochen Robes

    Danke für die Rückmeldung und den Hinweis, Frau Trude! Ich war auch gedanklich wirklich so frei, einmal an die Privatrechner der Personaler zu denken, die diese zu Hause stehen haben und nutzen. Aber in diesem Punkt ist der DGFP halt auch eine Standesorganisation: Man will wohl nicht explizit die Trennung von privat & beruflich aufheben, was natürlich bei diesem Thema schwierig, wenn nicht sogar kontraproduktiv ist.
    Beste Grüße, JR

    Antworten
  3. Ingrid

    Die Trennung von beruflichem und privaten Leben sehe ich persönlich schon an viel zu vielen Stellen aufgehoben. Sicherlich hat das auch positive Effekte auf Effizienz und co. allerdings doch immer nur bis zu einem gewissen Maße. Persönlich sehe ich das Web 2.0 zwar auch als Chance, man muss aber trotzdem äußerst vorsichtig und vor allem bewusst damit umgehen. Sonst entgleiten einem die Entwicklungen und man landet in einem chaotischenStrudel und hechelt nur noch hinterher.

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