Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Rheinmetall: Exzellenz und bessere Projektprozesse durch integrierte Collaboration Suite

Unternehmen nähern sich dem Thema „Web 2.0“ auf unterschiedliche Art und Weise. Ich habe vor einigen Wochen zum „Stand der betrieblichen Weiterbildung auf der Web 2.0-Skala“ präsentiert und dabei folgende Ansätze unterschieden:

– den anarchistischen Ansatz: Web 2.0, z.B. in Form von Wikis, findet statt, ist aber nicht Teil der offiziellen IT-Infrastruktur und steht auf keiner offiziellen Projektagenda. Jedes DAX 30-Unternehmen und viele KMUs im IT- und Dienstleistungssektor fallen z.B. in diese Kategorie.
– den pragmatischen Ansatz: Im Rahmen eines Projekts, eines Unternehmensbereichs oder einer expliziten Problemstellung wird Web 2.0 eingesetzt. Hier gibt es Management-Support, Ressourcen und darüber spricht man auf Konferenzen und Fachtagungen.
Beispiel: Fraport’s „Skywiki“
– den strategischen Ansatz: Hier existiert eine Web 2.0-Strategie für das ganze Unternehmen. Diese Unternehmen führen z.B. eine Web 2.0-Suite mit Schnittstellen zur bestehenden IT-Infrastruktur ein und entwickeln zum Teil Web 2.0-basierte Geschäftsmodelle.
Beispiel: IBM
– den radikalen Ansatz: Eine kleine, exklusive Zahl von Unternehmen versucht, die hinter Web 2.0 stehenden Prinzipien auch in ihren Organisationsstrukturen zu verankern: flache Hierarchien, weitgehende Informationstransparenz, weitreichende Möglichkeiten der Mitwirkung für alle Mitarbeiter.
Beispiel: Synaxon AG

Bei Unternehmen, die den strategischen oder radikalen Ansatz verfolgen, kann man vermuten, dass sie auf dem Weg zur „enterprise 2.0“ sind.

Diese Einteilung macht hoffentlich den folgenden Link transparent. Er führt zu einer IBM Kundenreferenz (nein, ich bekomme leider kein Honorar dafür!), die kurz und werblich beschreibt, wie man Rheinmetall zu einer Web 2.0-basierten Kollaborationsplattform verholfen hat. Für mich ein Unternehmen, das den strategischen Ansatz verfolgt (via Tim Schlotfeldt).
Eine letzte Anmerkung: Es ist immer wieder interessant zu lesen, wie Projekte bereits bei Vertragsabschluss oder, wie im vorliegenden Fall, bei Rollout (Oktober 2008) als Erfolg gefeiert werden, also bevor valide Informationen über Akzeptanz und Nutzung durch die Mitarbeiter vorliegen.
IBM Kundenreferenz,  2008 (pdf)

5 Responses to “Rheinmetall: Exzellenz und bessere Projektprozesse durch integrierte Collaboration Suite”

  1. Tim Schlotfeldt

    Hallo Jochen,

    du sprichst da ein generelles Problem, von dam auch unsere E-Learning-Branche betroffen ist. Im Verhältnis zu den hoffnungsfrohen Projektankündigungen sind die Erfolgsberichte abgeschlossener E-Learning-Projekte eher schwer zu finden.

    -Tim

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  2. Jochen Robes

    Na ja, die Erfolgsberichte tauchen hauptsächlich im Rahmen von Awards auf. Aber es stimmt schon, die amerikanische Kultur der „case studies“ nach Projektende fehlt hierzulande etwas.
    By the way, was hältst Du eigentlich von meiner Unterscheidung? Geht das mit Blick auf Deine Erfahrungen auf?
    Gruß, Jochen

    Antworten
  3. Tim Schlotfeldt

    Ja, die Unterscheidung in diese vier Gruppen klingt für mich plausibel. Ich habe nur ein wenig bei den Bezeichnungen der einzelnen Gruppen gestutzt. Speziell wenn es um die Abgrenzungen anarchistisch zu pragmatisch und strategisch zu radikal geht. Ich kann dir aber in diesem Moment nicht sagen, was mich genau hat stutzen lassen.

    -Tim

    Antworten
  4. Alex Kahl

    Hallo zusammen,##Im Fall von Rheinmetall wird der Rollout nicht ganz zu unrecht als Erfolg gefeiert, da anscheinend eine bestehende, unzureichende Collaboration-Lösung durch IBMs (nach hunderten Mitarbeiteranregungen angepasstes) Tool-Paket ersetzt wurde. Da sollte man schon von einem Teilerfolg ausgehen 😉

    Aus meiner Erfahrung bei der SYNAXON kann ich nur sagen – das beste Tool nützt Dir nix, wenn eine entsprechende Lösung nicht zum einen von der Unternehmensleitung hochgehievt und dann von den Mitarbeiter getragen wird. Der Mensch ist hier immer noch das ganz entscheidende Zünglein an der Waage.

    Anarchistisch ist btw möglicherweise ein etwas zu negativ behafteter Begriff. Ungeplant oder vorsichtig wären alternative Bezeichnungen. Bottom-up sicherlich auch – da ja häufig Web 2.0 Ansätze inoffiziell von Mitarbeitern gestartet und in die offizielle Projekt- und Kommunikationsstrategie übernommen werden, wenn sie sich bewährt haben.

    Aber gerade in Eurem E-Learning-Umfeld müssten sich doch immens viele Web 2.0 Ansätze finden lassen, oder täusche ich mich da?

    Zum einen in der ganz praktischen Anwendung:
    Wenn ich mir bsw. livemocha.com anschaue, was ja ein Web 2.0 Projekt und Social Network ist zum Sprachen lernen, kann ich sehen, daß dort die ganzen webzwonulligen Features nicht zum Selbstzweck eingebaut wurden, sondern allesamt für E-Learningzwecke optimiert wurden. Da machen Chats, Buddyfunktionen, Wikis, Lernblogs, Profile mit Wissensstand und Kenntnissen, die ich der Community anbieten kann richtig Sinn.

    Zu Kommunikation und Contenterschaffung bräuchte ich gar nicht viel sagen, dachte ich. Alleine, daß Ihr beide hier durch Eure Blogs über E-Learning kommuniziert zeigt ja schon, daß da bereits einiges passiert, oder? Die Erstellung von Lehrinhalten in Wikis, oder Google Docs ist dann der nächste Schritt und da werden sicherlich noch eninige folgen.

    Planung und Durchführung von Events und Schulungen lassen sich mit Web 2.0 Tools wie amiando bsw. viel einfacher durchführen und im Auge behalten. Gerade Freelancer und kleinere Unternehmen, deren Tagesgeschäft nicht das anbeiten von Lehrinhalten ist, können von solchen Tools richtig profitieren.

    Möglicherweise sind diese Insellösungen schon so hilfreich und produktiv, daß die ganzheitlichen und vollumfänglichen E-Learning-Projekte noch gar nicht „nötig“ waren?

    Mir fällt dabei grad ein, daß wir im „Zentrum für Lehrerbildung“ an der Uni Bielefeld schon 2002 am Projekt E-Teaching.org gearbeitet haben. Damals nutzen wir schon Tools und Funktionen, die heute als Web 2.0 bezeichnet werden, um mehrere Hochschulen ein Portal zum Austausch über und Einsatz von elektronischer Lehre zu bieten.

    Der Fokus liegt allerdings bei dem Portal mehr auf Information für Lehrende, als auf tatsächliches Lernen. Ist aber vielleicht auch für Euch mal einen Blick wert.

    ~~Beste Grüße aus Bielefeld, Alex

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  5. Jochen Robes

    Danke für das Feedback!! Ja, die Begrifflichkeiten gefallen mir auch noch nicht und „bottom-up“ finde ich auf Anhieb schon mal treffender als „anarchistisch“.

    Ich habe auch auch gemerkt, dass ich bei der Unterscheidung vor allem Großunternehmen im Blick hatte und dieser Hinweis vielleicht fehlte. Und wenn man sich dort Weiterbildung & e-Learning anschaut, ist von Web 2.0 noch selten die Rede. Die Web 2.0-Treiber sitzen eher in der IT, in Kommunikation & Marketing, inkl. Personalmarketing. Corporate Learning hinkt da hinterher. Aber du (@Alex) betonst ja auch, dass es hier kleinere Unternehmen und Freelancer sind, die schneller die neuen Möglichkeiten in ihre Arbeits- und Lernprozesse einbinden können – und das entspricht auch meiner Wahrnehmung (und vielleicht sollte man auch noch die Hochschulen in diese Aufzählung aufnehmen, wobei hier auch in der Regel eine zentrale IT waltet)
    Gruß, JR

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