Zukunftsfähig durch Bildung
Pünktlich zum Bildungsgipfel haben McKinsey und die Robert Bosch Stiftung eine Studie zur Lage der Bildung in Deutschland präsentiert. 109 Seiten. Dreh- und Angelpunkt dieses Appells sind der Mangel an 2,4 Millionen Fachkräften, den die Autoren für das Jahr 2020 errechnen und mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von 1,2 Billionen Euro beziffern. Wo soll nun eine Bildungsreform ansetzen, um diese Lücke an „Vollzeitäquivalenten“ (an diesen Begriff sollte man sich bei der Lektüre schnell gewöhnen!) zu schließen? Im ersten Kapitel werden verschiedene arbeitsmarkt- und bildungspolitische Maßnahmen durchgerechnet, um „Reserven für den Arbeitsmarkt“ auszuloten. Im zweiten Kapitel konzentrieren sich die Autoren auf zwei Felder, auf denen sie unmittelbaren Handlungsdruck sehen: im Schulbereich wird die Professionalisierung des Leitungspersonals, im Ausbildungsbereich die akademische Qualifizierung von Facharbeitern erörtert. Kurze pädagogische Exkurse und der Blick auf einige Erfolgsmodelle jenseits unserer Grenzen komplettieren die Studie.
Mein Fazit: Man muss schon bildungspolitisch und -ökonomisch vorbelastet sein, um wirklich Vergnügen an dieser Ausarbeitung zu finden. Denn hier geht es um Bildung als „volkswirtschaftliches Vermögen“ und als „Investition“, um „Bildungsrenditen“, um den nationalen „Bildungsvorsprung“, den es (wieder) zu gewinnen gilt, und immer um Innovationen und die Sicherung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit. Da kann es bei der Lektüre durchaus passieren, dass man bei der Forderung nach einer „Individualisierung von Bildungswegen“ noch nickt, aber nur wenige Zeilen später beim „Case-Management“, das eine Bildungslaufbahn begleiten soll, erschrickt. Wenig überraschend, dass es auch Bildungstechnologien (von eLearning oder Wissensmanagement ganz zu schweigen) nicht in dieses Bild „zukunftsfähiger“ Bildung geschafft haben.
McKinsey & Company im Auftrag der Robert Bosch Stiftung, unter Mitwirkung von Hartmut Ditton, Peter Fauser, Manfred Prenzel, Jürgen Oelkers und Michael Schratz, 15. Oktober 2008
2 Responses to “Zukunftsfähig durch Bildung”
[…] Ach ja, von Jochen Robes wird passend zum Thema noch eine aktuelle Bildungsstudie vorgestellt (hier). […]
Das Hauptproblem liegt darin, dass über Bildung meist nur geredet wird. Man müsste etwas tun, investieren und so weiter. Im Endeffekt werden die Budgets des Staates immer weiter zurückgefahren. Am Ende, wenn alles zu spät ist kommen dann wieder irgendwelche Schnellmaßnahmen, die die meisten Bildungsinteressenten nicht wirklich weiterbilden. Die Bildungsträgerbranche zum Beispiel wurde in letzten Jahren regelrecht kaputt geschlagen und totgespart. Sollte das so weitergehen, wird sich gar nichts tun! Falsch, es wird ja geredet über die Probleme!
Viele Grüße
Michael Büchler