Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

LEARNTEC 2008 (II): Lernen 2.0

Was gab es noch auf der LEARNTEC? Ich habe mich dieses Jahr vor allem in den business-orientierten Sektionen des Kongresses aufgehalten und hier finden sich naturgemäß weniger die technischen oder konzeptionellen Trends als vielmehr einzelne personalstrategische Schwerpunkte und Verschiebungen. „Bildung als Investition“ war z.B. das Thema einer Sektion. Ein Dauerbrenner könnte man auch sagen. Ingolf Jungmann (Frankfurt School of Finance & Management) wählte eine vorsichtige Annäherung und zählte „notwendige Bedingungen“ auf, die erfüllt sein müssen, wenn sich Bildung rentieren soll. Bildungsfähigkeit, Bildungswilligkeit, möglichst niedrige Fluktuationsraten usw. Werner Stork (Sparda-Akademie) von der Sparda-Akademie ging einen Schritt weiter und behauptete, dass sich die Investition in Bildung leichter rechtfertigen ließe, wenn sich Bildung mehr als Marketinginstrument positioniere und aus dem klassischen Vertriebstraining ein modernes Marketingtraining würde.

Dann die Sektion „Personalentwicklung und Veränderungsmanagement“. Hier platzierte Norbert Thom (Universität Bern) die Personalentwicklung als „Königsdisziplin des Personalmanagements“, indem er sie in den Mittelpunkt aller Change-Prozesse stellte und dabei auch ihren Beitrag zum Innovationsmanagement (Stichwort: Sozialinnovationen) betonte. Und mit ironischen Seitenhieben auf aktuelle Wirtschaftsakteure nicht sparte! Sehr praxisnah schilderte im Anschluss Anke Hirning (Hewlett-Packard), wie die Verbindung von Personalentwicklung und Change in ihrer Unternehmenspraxis aussieht.

Schließlich „Kompetenzmanagement – das moderne Wissensmanagement?“. Hier stand für mich die Präsentation von John Erpenbeck (Steinbeis Hochschule Berlin) im Mittelpunkt. Es ist immer wieder ein Genuss, seinen Argumentationsketten zu folgen! Hier stellte er in klaren und einfachen Schritten eine Verbindung zwischen Wissen, Werten und Kompetenzen her, um schließlich beim Kompetenzerwerb mit Hilfe von Social Software zu landen. Denn hier, so John Erpenbeck, würden nicht nur Informationen, sondern zugleich Emotionen und Wertungen weitergegeben.

Vielleicht macht gerade dieser Spagat den Reiz der LEARNTEC bzw. ihres Kongresses aus: Da sind auf der einen Seite die Vertreter, die ihre Themen unmittelbar mit einem humanistischen Bildungsideal verbinden (oder zumindest mit den Resten dieses Ideals), während für andere Bildung ausschließlich instrumentellen Charakter hat und konkreten Geschäftszielen untergeordnet wird. In der Frage, inwieweit sich Web 2.0 und seine Ideen auf Unternehmen und Organisationen übertragen lassen, wird nicht zuletzt genau dieser Gegensatz sichtbar!
LEARNTEC, 29 – 31 Januar 2008

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