Deutschland im Jahr 2020
Das Jahr 2020 zieht an. Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte Siemens bereits kluge Köpfe auf diese Zukunft angesetzt („Horizons2020“). Jetzt haben auch die Analysten von Deutsche Bank Research einen Blick in die Glaskugel riskiert. Aus vier möglichen Szenarien haben sie das aus ihrer Sicht plausibelste, „Expedition Deutschland“, ausgewählt und in seinen Ausprägungen näher beschrieben.Auch wenn sich die Autoren in ihrer Trendanalyse vor allem auf wirtschaftlich/ gesellschaftliche Entwicklungen konzentrieren, bieten sie eine Reihe von interessanten Ausblicken. Dazu gehört sicher die Voraussage, dass eine Projektwirtschaft – „temporäre, außerordentlich kooperative und oft globale Wertschöpfungsprozesse“ – 15% der Wertschöpfung in 2020 liefert. Was sie dagegen über den zukünftigen Stellenwert von Wissen und Bildung mitteilen, ist nicht ganz so originell, unterstreicht aber einmal mehr die herausragende Bedeutung der Ressource Wissen. Ich zitiere aus der Kurzbeschreibung der „Expedition Deutschland“:
„Intellektuelles Kapital +++ Bildung wurde in breiten Teilen der Bevölkerung als wichtigste persönliche Zukunftsinvestition erkannt. Die privaten Dienstleister bieten kombinierbare Bildungsmodule und ergänzen die staatlichen, effizienter gewordenen Bildungseinrichtungen komplementär. Der deutsche Lernmarkt ist international attraktiv und floriert – wie auch der Handel mit Daten und geistigem Eigentum. Validiertes, bewertetes Wissen ist zum zentralen Produktionsfaktor geworden.“ (17)
Weitere Stichworte dieser Trendanalyse: der Wissensarbeiter, dem in dieser Projektwirtschaft „viel abverlangt“ wird, dessen „Familie und Freundschaften … strapaziert“ (!) werden (29/30); der Bankberater, für den die Bildungshistorie seines Kunden „für die Berechnung der individuellen Kreditkonditionen eine entscheidende Rolle“ spielt (31); ein „dramatisch gewachsener“ Markt für Lerndienstleistungen (31), der sich in einen „primären“ (Dienstleistungen zur Wissensvermittlung) und einen „sekundären“ (lernunterstützende Leistungen) aufteilt.
Acht Implikationen für Unternehmen runden diesen Ausblick ab, dazu gehören „Wissensbewertung zur Kernkompetenz machen“ und „Mehr Weiterbildung wagen“. Die Lektüre lohnt!! Auch wenn man nicht jede Facette dieser „Expedition“ begrüßen mag.
Jan Hofmann, Ingo Rollwagen und Stefan Schneider, Deutsche Bank Research, 23 April 2007 (pdf, 1,3 MB)
Schreibe einen Kommentar