Learntec 2007
Drei Tage LEARNTEC liegen hinter mir. Dieses Mal eine LEARNTEC auf der „grünen Wiese“. Das ist der Nachteil. Der Vorteil sind die neuen, modernen und offenen Räumlichkeiten, die das jahrelange Provisorium ablösen. Natürlich war das neue Geschäftsmodell vor allem im Messebereich ein Dauerthema. Wie in jedem Jahr wurde über die Zahl der Aussteller und Besucher spekuliert, wurden weitere Zeichen gefordert: z.B. ein stärkeres Bekenntnis der Politik; neue Angebote, um die Messe auch für Entscheider und das Management in Marketing und Vertrieb attraktiv zu machen; mehr Internationalität, vor allem im Kongressbereich. Man wird sehen.
Unverändert geblieben sind jedenfalls das volle, gedrängte Tagungsprogramm sowie das Gefälle zwischen akademisch geprägten Konferenzteilnehmern und dem verkaufsorientierten Messebereich. Doch was gab es inhaltlich? Die Top-Themen hatten die Veranstalter im Vorfeld gesetzt: Da war zum einen die „Ageing Workforce“, die neue Anforderungen an das Personal- und Wissensmanagement in Unternehmen stellt; und zum anderen das „Web 2.0“, das vielfältige neue Perspektiven eröffnet, um formelle Bildungsangebote und informelle Lernprozesse miteinander zu verbinden. Vorneweg: Ich habe mich in diesem Jahr ganz auf das zweite Thema, Web 2.0, konzentriert.
Meine Highlights:
Hermann Maurer. Hermann Maurer, Professor am Institut für Informationssysteme und Computer Medien (IICM) an der Technischen Universität Graz, sprach darüber, wie „neue Technologien … das Lernen und die Gesellschaft“ verändern. Unterhaltsam, gescheit, mit wichtigen Fragen im Gepäck: „Hauptfrage der Zukunft: Nicht WIE unterrichten wir mit Computern besser, sondern WAS sollen wir noch unterrichten, wenn wir so mächtige Assistenten haben und WANN?“ Hinter geschichtlichen Fakten, Fremdsprachen und Handschriften setzte Maurer große Fragezeichen. Dann wies er noch auf unsere wachsende Abhängigkeit von Computer- und Stromnetzen hin, gab wunderbare Einblicke in die Welt der Plagiats-Bekämpfung und sensibilisierte für die Großmacht Google. Und am Ende gab es für alle Teilnehmer noch den aktuellen Roman von Hermann Maurer!
Dropping Knowledge. Als sich am 9. September 2006 über 100 prominente Denker, Künstler, Unternehmer und Wissenschaftler am Runden Tisch in Berlin versammelt hatten, um Antworten auf weltweit gesammelte Fragen zu geben, ging das Projekt „Dropping Knowledge“ durch die Medien. Hier in Karlsruhe beschrieb Hans Uszkoreit vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) noch einmal die Hintergründe des Projekts und schilderte, wie dabei die Möglichkeiten von Web 2.0-Tools und des semantisches Webs genutzt werden, um den Wissensaustausch zu unterstützen.
E-Learning und Wissensmanagement. Peter Baumgartner, Gabi Reinmann, Thomas Sporer, Andrea Back, Klaus Tochtermann und Hans-Jürgen Bucher versuchten in dieser Sektion zusammenzuführen, was zusammengehört. Denn schließlich geht es immer um dasselbe: um die Entwicklung unseres Wissens, unserer Kompetenzen und unserer Performance. Aber dann, so wurde auch schnell klar, gibt es eine wissenschaftliche und betriebliche Praxis, den Ballast jahrelanger Erfahrungen und die strategischen Interessen der unzähligen Mitspieler. Wir werden also noch länger mit diesen Begriffen auskommen müssen, aber alle Referenten boten wichtige Systematisierungen, Verständnishilfen und Praxisbeispiele.
SLIDESTAR. Man mag es frech nennen oder geschäftstüchtig. Wie auch immer, die IMC aus Saarbrücken war das Unternehmen, das sich traute, nicht nur über Schnittstellen zum Web 2.0 zu diskutieren, sondern auch eine neue Web 2.0-Lösung auf den Markt zu werfen. Und diese Lösung gleich neben ihr Learning Management System und Authoring Tool zu setzen. Die Rede ist von einem „vollkommen neuartigen“ Produkt: „Mit SLIDESTAR kann Content ausgetauscht, dank innovativer Suchtechnologien recherchiert, mobil genutzt und durch die Nutzer bewertet werden“, heißt es in der Presseerklärung vom 13.2. Man wird das Geschäftsmodell im Auge behalten!
TiddlyWiki. Meine Koffer standen bereit, als ich noch schnell in den von Joscha Remus moderierten „Microlearning“-Workshop hineinschaute. Eine goldrichtige Entscheidung! Ein gut aufgelegter Martin Lindner (Research Studios Austria), der auch eine lange Zeit fehlende Internet-Verbindung charmant überbrückte, stellte zuerst die Idee des Microlearning vor, um sie dann an einem praktischen Beispiel zu demonstrieren. TiddlyWiki, „a reusable non-linear personal web notebook“. Wunderbar! Web 2.0 zum Anpacken!
Learntec 2007