Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Die Bildung Älterer mit neuen Medien: Zwischen Medienkompetenz, ICT-Literacy und generationsspezifischen Medienpraxiskulturen

Das Online-Magazin „Bildungsforschung“ ist mit einer neuen Ausgabe erschienen, die sich ganz dem Thema „Bildung Älterer“ widmet. Aus der Fülle der Beiträge habe ich diesen herausgesucht, der an der Schnittstelle von Bildung und Online-Lernen angesiedelt ist. Der Autor setzt sich hier mit der Frage auseinander, „ob und wie ‚Personen, die die 60 überschritten haben‘, neue Medien nutzen bzw. mit ihnen handeln und welche Bedeutung die neuen Technologien für diese Altersgruppen im Kontext von Bildungsprozessen bereits innehaben bzw. zukünftig erlangen können.“

Vor diesem Hintergrund stellt er die Ergebnisse einiger Befragungen vor, die sich mit der Internetnutzung und Medienkompetenz „Älterer“ beschäftigen, zeigt aber auch die Grenzen der dahinter stehenden Literacy-Konzepte auf.

Zusammenfassend: „Ist man an genaueren Erklärungen dafür interessiert, warum die älteren Kohorten dennoch immer noch signifikant weniger mit den neuen Medien handeln, muss man sich der generationsspezifischen handlungsleitenden Orientierungen versichern. …
Wir haben es ganz offensichtlich nicht mit einem Alterseffekt zu tun, also dem Nachlassen des Interesses am Neuen, weil man aufgrund mangelnder Kompetenzen nicht mehr mithalten kann, sondern mit einem echten Generationeneffekt: Die heutzutage über 60-jährigen haben ihre Medienpraxiskulturen aus der Jugendzeit im habituellen ‚Gepäck’ und widmen sich den neuen Technologien aus dieser Perspektive. Die damit verbundenen Formen der Aneignung von Wissen über neue Medientechnologien sind für sie anstrengender und zeitintensiver, als für die jüngere Generation, weshalb es sich viele zweimal überlegen, auf den ‚digitalen Zug’ aufzuspringen.“
Sehr komprimiert und akademisch, aber eine lohnende Lektüre.
Burkhard Schäffer, bildungsforschung, Jahrgang 3, Ausgabe 2, Dezember 2006
[Kategorien: Media Literacy, Lebenslanges Lernen]