Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Lernstandorte in raumsoziologischer Perspektive

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Eines der wichtigsten Argumente für e-Learning ist, dass es die Beschränkungen des Raumes aufhebt. Wir müssen uns nicht mehr an bestimmte Lernorte begeben, sondern benötigen „nur“ noch Zugriff auf das Internet. Selbst andere Lerner treffen wir dort, im virtuellen Raum. Nicht, dass auf diese Weise das Lernen „schwerelos“ würde, aber es ist der Lerner, der aus seinem Standort einen Lernort macht. Absatz.

Nun gibt es aber nach wie vor Orte, die traditionell als Lernorte ausgewiesen sind, wie Volkshochschulen oder Büchereien, und um die geht es in diesem Artikel („Über die Zusammenhänge zwischen sozialräumlichen Strukturen und die Nutzung städtischer Lernorte am Beispiel der Stadt Bochum“). Der Autor weist darauf hin, dass – überraschenderweise – die Nutzungsintensität dieser Lernorte nicht allein durch soziale oder soziodemographische Faktoren erklärt werden kann. Auch der Standort dieser Lernorte, ihre Erreichbarkeit, Nähe und Distanz, kurz: der Raum, spielen eine ausschlaggebende Rolle.

Aber, um zum Einstieg zurückzukehren, es ist schon interessant zu lesen, wie in diesem Artikel (im ganzen Themenheft?) der Einfluss des Internets auf unsere Vorstellungen von Lernräumen keine Rolle spielt – das gilt selbstverständlich auch für die Beschäftigung mit e-Learning, in der oft vernachlässigt wird, wo das selbst organisierte Lernen stattfindet!
Henning Feldmann und Emanuel Hartkopf, DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 2006/4
[Kategorien: Weiterbildung allgemein]

PS: Vielleicht schließt das neue Buch von Diana G. Oblinger, „Learning Spaces“, an diese Fragen an …

2 Responses to “Lernstandorte in raumsoziologischer Perspektive”

  1. Andreas Auwärter

    Hallo lieber Jochen Robes,
    danke für den Hinweis. Dem Aspekt der Aufhebung des „sozialen“ Raumes – und auch dem Potential durch eLearning finde ich zustimmenswürdig.

    Doch stelle ich mir bei spontaner Reflexion der Thematik nicht auch die Frage, ob Grenzen sozialer Räumlichkeiten nicht eventuell deckungsgleich wären zu digitaler Spaltung? Nein, das soll diesen Aspekt nicht abwürdigen, sondern einfach folgendes in den Blick Rücken: Meiner Meinung nach besteht eine Kluft in der Nutzung des e-Learning zwischen Menschen, die mit dem Umgang solcher Technologie bewandt sind und denen, denen dieses noch völliges Fremdland ist. Und so stellt sich mir die Frage, inwieweit e-learning dies nicht verstärkt. Dies betrifft nun nicht nur die Kompetenzen die Soft- und Hardware alleine bedienen zu können, oder einen Zugang hierzu zu bekommen. Es gibt auch andere Aspekte. Wenn ich zum Beispiel daran denke, wieviel Selbstdisziplin und Eigenverantwortung zu einem Gelingen einer e_Learning Maßnahme vorausgesetzt werden … .
    Vielleicht wird dies eine der sozialen Herausforderungen des Social Web für die nächsten Jahre.

  2. Jochen Robes

    Hallo Andreas (ich spring einfach mal zum DU), deine Anmerkungen erinnern mich an das Stichwort von der „zweiten digitalen Spaltung“, mit dem darauf hingewiesen wird, dass man nicht nur auf den Zugang zum Intenet schauen darf, sondern auch auf die Kompetenzen, mit diesem Zugang etwas anzufangen. Und da kommen dann die von dir aufgeführten Punkte ins Spiel.
    Gruß, JR

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