Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Kopiertes Wissen: Das Verschwinden der Bildung im Zeitalter von Copy & Paste

Hmm – vielleicht fange ich damit an, dass ich die Botschaft dieses Essays nicht verstanden habe. So sehr wirbelt der Autor mit den Begriffen „Massenmedien“, „Bildungsmedien“ und „Bildung“ (sowie einigen weiteren). Vielleicht liegt es aber auch einfach an der Hitze! Auf der anderen Seite enthält dieser Essay auch eingängige Passagen, z.B. über ein, wie der Autor zu Recht anmerkt, sträflich vernachlässigtes Bildungsmedium:

„Es war kein Massenmedium, aber produzierte massenhaft. Es war kein Buchdruck, aber auch nicht der Eintritt ins elektronische Zeitalter. Es war ein wenig von beidem, ein Zwitter, sozusagen ein elektrisches Buch. Es revolutionierte den Unterricht, die Hochschulen, die Welt. Es war kein Thema, aber überall: Der Kopierer.“
Interessant auch der Hinweis, warum sich Walter Benjamins Überlegungen zur „Reproduzierbarkeit des Kunstwerks“ nicht umstandslos auf das Kopierwesen übertragen lassen. Gibt es eigentlich schon eine „Sozialgeschichte des Kopierers“??
Thorsten Lorenz, MedienPädagogik, 31 Mai 2006 (pdf)
[Kategorien: Weiterbildung allgemein]

2 Responses to “Kopiertes Wissen: Das Verschwinden der Bildung im Zeitalter von Copy & Paste”

  1. Joachim Wedekind

    Die Überschrift klang doch interessant. Also dem Link gefolgt und das Papier gelesen und dann ratlos gewesen, das Papier erst für ein Fake gehalten, was den Herausgebern denn so untergejubelt werden kann. Aber es ist ernst gemeint. Was will uns der Autor sagen? Er äußert anfangs einen Verdacht und stellt eine Behauptung auf, die er aber nicht belegt. Sein Schlusssatz lautet „Der Bildungsbegriff erhebt seinen Schwanengesang in Zeiten, in denen Unterricht offensiv Bürokommunikation lehrt“. Wow.

    Vielleicht muss man zuerst den umfangreichen Fundus der zitierten Werke studiert haben, um das zu verstehen? Nee, hier berauscht sich der Autor selbst an flott formulierten, „eingängigen Passagen“. Man könnte Satz für Satz aufzeigen, dass einfach Behauptungen aufgestellt werden, ohne sie zu belegen und überaus fragwürdige Zusammenhänge hergestellt werden. Dazu habe ich keine Zeit. Deshalb nur exemplarisch:

    Kann ein Begriff einen Gesang erheben? Wohl doch eher der Personenkreis, der einen bestimmten Bildungsbegriff postuliert und propagiert. Mir neu ist auch, dass Unterricht etwas lehrt. Das tun i.d.R. immer noch Personen und deren Unterricht kann Ergebnisse zeitigen (oder auch nicht). Aber „Bürokommunikation offensiv“, nur weil Arbeitsblätter abgeheftet werden? Welche Schule(n) haben dem Autor denn diese Assoziation eingeprägt?

    Und dann die Ungenauigkeiten im Detail. Doug Engelbarts Erfindungen als „kindgerechte Input-Befehls-Einheit“, Textprogramme für Laien entwickelt? Programmierungen der ersten Workstations mit Kindern als Zielgruppe? Quatsch, Xerox hat mit STAR einen Bürocomputer entwickelt (aber nicht vermarktet, schon gar nicht an Schulen oder Eltern); Engelbart richtete sich mit seinen Entwicklungen zuallererst an seine Wissenschaftlerkollegen (die berühmte Vorstellung gibts im Netz: http://video.google.com/videoplay?docid=-8734787622017763097&q=engelbart, unbedingt anschauen!). Richtig ist, dass Alan Kay und Adele Goldberg sich auch Gedanken über Werkzeuge für radikal anderes Unterrichten gemacht haben. Sie skizzierten das Dynabook und damit nicht nur die Vision des heutigen Notebooks, sondern auch Szenarien für die Nutzung durch Schülerinnnen und Schüler.

    Tut mir leid, mir haben die Lorenzschen Sprechblasen an keiner Stelle Erkenntnisgewinn beschert. Es ist halt so, Herr Lorenz hat festgestellt „Kopien und Kopierer (sind) ein blinder Fleck der Pädagogik und der Medienpädagogik“ und sogleich ein Forschungsprojekt draus gemacht (http://www.ph-heidelberg.de/wp/lorenz/projekte.forschung.htm: „Diese Studie nun ergänzt die mediengeschichtlichen Analysen um einen entscheidenden Bereich: Dem der technischen und massenhaft verfügbaren Kopie und der von ihr produzierten (oder behaupteten) Wissensinnovation.“).

    Das lässt ja auf Fortsetzungen hoffen …

  2. Jochen Robes

    Danke!! Mit Ihrer Bestätigung und dem Abstand von einigen Tagen bin ich mir sicher: Es lag nicht an der Hitze!
    Beste Grüße, JR

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