Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

A Whole New Mind

„Studiert, was ihr wollt!“, lautete letzte Woche die Überschrift eines Artikels in der ZEIT. Unter dem Einfluss der Globalisierung, heißt es da, ist der Arbeitsmarkt zu einer Achterbahn geworden. Gewissheit, was wird, gibt es nicht mehr. Demzufolge ist auch das Studienfach für den beruflichen Erfolg nicht entscheidend. Breite und Tiefe des Studiums einerseits, „echte Leistungen“, „tiefgreifende Erfahrungen“ und Persönlichkeit andererseits sind die Dinge, die zählen.

Wem das nicht ausreicht und wer das Zukunftsbild etwas klarer haben möchte, sollte unbedingt das neue Buch von Daniel H. Pink lesen! Für ihn steht fest, dass wir uns mitten in einem grundlegenden Wandel befinden: „The future now belongs to a very different kind of person with a very different kind of mind. The era of left-brain dominance – and the Information Age that it engendered – is giving way to a new world in which artistic and holistic right-brain abilities mark the fault line between who gets ahead and who falls behind.“

Drei Bewegungen sorgen dafür, dass wir diesen Übergang nicht einfach beobachten können, sondern ihn aktiv steuern müssen: „Abundance, Asia, and Automation“. Wobei es vor allem die Ökonomien in Indien und China sind, die dem westlichen Knowledge Worker alter Prägung den Garaus machen. Wenn er sich nicht verändert! Was diese Veränderung betrifft, nennt Daniel Pink sechs zentrale Fähigkeiten, die über unsere Zukunftsfähigkeit entscheiden: „Design“, „Story“, „Symphony“, „Empathy“, „Play“ und „Meaning“. Jeder Fähigkeit ist dann auch ein eigenes Kapitel gewidmet.

Das Faszinierende an diesen Ausführungen ist, wie Daniel Pink mit dem Konzept des „R-directed thinking“ all die Dinge zusammenführt, die uns heute immer wieder begegnen. So unterstreicht er z.B. die Bedeutung des „Storytelling“: „When facts become so widely available and instantly accessible, each one becomes less valuable. What begins to matter more is the ability to place these facts in context and to deliver them with emotional impact.“ (Story) Und schlägt eine Bresche für Videospiele: „There’s also evidence that playing video games enhances the right-brain ability to solve problems that require pattern recognition.“ (Play)

Das Buch ist wunderbar geschrieben bzw. erzählt, das Englische leicht verständlich (ich habe die letzten Seiten am Wochenende mitten in der lärmenden Kids Factory eines Center Parcs gelesen!), so dass man nicht auf die deutsche Ausgabe warten sollte!

By the way: Daniel Pink würde nicht sagen, „Studiert, was ihr wollt“, sondern: „Studiert Design oder macht einen Abschluss in Video Gaming!“
Daniel H. Pink, 2005
PS: Wer die Inhalte des Buches als MindMap auf einen Blick haben möchte, findet hier eine schöne Zusammenfassung!