Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

E-Learning in Hamburg

In der letzten Woche habe ich mehrere Tage bei wunderschönem Wetter in Hamburg verbracht. Am Dienstag stand ich selbst in der Pflicht: „E-Learning zwischen Low Budget und No Budget“ hieß meine Präsentation auf dem Campus Innovation, wobei ich mir die Freiheit genommen hatte, das darzustellen, was ich unter „E-Learning 2.0“ verstehe: E-Learning jenseits der zweistündigen Lernprogramme bzw. informelles E-Learning, das an der Schnittstelle von Knowledge Management, Collaboration, Communities of Practice und Performance Support angesiedelt ist. Besonders gefreut hat mich, dass der Raum auch für die späte Stunde (17:30 Uhr) noch gut gefüllt war (ein paar Zeilen darüber im Blog von Ralf Appelt).

Meine Tage hatte ich zwar zwischen Campus Innovation und Fernausbildungskongress der Bundeswehr gesplittet, war aber fast durchgehend in nette und informative Gespräche verstrickt, so dass für die Kongressvorträge dieses Mal nur wenig Zeit blieb. So bringe ich vom Campus Innovation nur das Stichwort „e-Bologna“ mit, das vor allem von Claudia Bremer („Wie digital ist der Bologna Prozess?“) vom Kompetenzzentrum „Neue Medien in der Lehre“ aus Frankfurt gut zusammengefasst wurde (siehe auch die Juni-Ausgabe der Zeitschrift für Hochschuldidaktik zum Thema).

Am Abend standen dann noch zwei Redner zwischen mir und einem kühlen Pils: Jörg Dräger, Hamburger Wissenschaftssenator, unterstrich, dass es nach der Einführung von e-Learning jetzt um das Projekt „E-Campus“ gehen müsse und damit um eine umfassende Verwaltungsmodernisierung der Hochschulen durch den Einsatz von Informationstechnologien. Dann leitete Thomas Straubhaar vom Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv die „Universität 2.0“ ein, eine neue Veranstaltungsreihe zur „Hochschule der Zukunft“. Unter dem Titel „Mit Wissen Geld verdienen?“ gab es einen bildungsökonomischen Grundkurs, in dem wichtige und richtige Dinge offen angesprochen wurden. Gleichwohl war mein Eindruck, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in diesem Vortrag viel zu kurz kamen. Sicher, die persönliche Rendite mag für jeden Hochschulabsolventen stimmen. Statistisch gesehen. Doch wie kann dieser Prozess im Zeichen von 5 Millionen Arbeitslosen gestaltet werden, ohne einen Verdrängungswettbewerb auf nächsthöherer Bildungsebene fortzuschreiben? Wie lassen sich Lebensziele und Bildungsrendite in Einklang bringen? Mit Marktorientierung, Globalisierung und der Suche nach neuen Zielgruppen für Bildungsangebote sind sicher noch nicht alle Fragen beantwortet.

Über den Fernausbildungskongress kann ich nur berichten, dass eine Kollegin vom Workshop „Wie Mitarbeiter überzeugte eLearner werden – Internes Marketing für E-Learning“ sehr angetan war. Das Thema, wie e-Learning-Angebote und Lerner erfolgreich zusammengebracht werden können, bleibt uns also erhalten. Und die Qualitätsdebatte geht weiter: die Projektgruppe Fernausbildung an der HSU präsentierte zusammen mit Bayer Industry Services ein aktuelles Kooperationsprojekt, in dessen Rahmen sie ein „gemeinsames Gütesiegel für technologiegestützte Bildungsangebote“ entwickeln. Es dauert nicht mehr lange, und wir brauchen einen Kompass durch diesen Qualitätsdschungel …

Und dann sind ja Kongresse immer ein Anlass, um sich in Sachen „Fachzeitschriften“ auf den neuesten Stand zu bringen. Kurz zwei Dinge: Das „eLearning Journal“, das seine Geburt auf der diesjährigen LearnTec feierte, war mit der zweiten Ausgabe präsent. Allerdings trübt das übergangslose Nebeneinander von Texten, Anzeigen, Produktinfos und Veranstaltungshinweisen nach wie vor den Lesegenuss. Und dann soll es ab Sommer 2006 die „Zeitschrift für E-Learning“ geben. Mit Andrea Back, Peter Baumgartner, Gabi Reinmann und Rolf Schulmeister als Herausgeber. Antizyklisch und für 13,50 Euro. Ganz spontan: Schade! Ein richtiges Zeichen wäre es m.E. bei diesem Thema (!!) gewesen, wenn diese Experten ihr KnowHow in einem Online- bzw. Open Access-Projekt gebündelt hätten.

2 Responses to “E-Learning in Hamburg”

  1. Jochen Robes

    Ja, ich erinnere mich und bin noch mal auf die Seite gegangen: Aktuelle Ausgabe vom Februar 2005 … „Mauerblümchendasein“ deckt sich mit meinem Eindruck.
    JR

    Antworten

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