Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

E-Learning-Strategien deutscher Universitäten

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Ein weiterer, umfangreicher Bericht zur Lage des e-Learning an deutschen Hochschulen liegt vor. Die Ausgangslage ist bekannt: Nach Jahren, in denen es vorrangig um die Entwicklung und Umsetzung einzelner e-Learning-Projekte ging, rücken strategische Fragestellungen in den Vordergrund. Die Zeit des Experimentierens scheint vorbei. Förderprojekte laufen aus. Jetzt geht es um die Frage, welchen konkreten Beitrag e-Learning zur Realisierung der strategischen Entwicklungsziele der Hochschulen leisten kann.

Vor diesem Hintergrund stellt das HIS, das Hochschul-Informations-System, die e-Learning-Strategien von acht deutschen Universitäten vor: Berlin, Bremen, Darmstadt, Dresden, Freiburg, Hamburg, Osnabrück, Stuttgart sind die Stationen. Neben renommierten Einrichtungen wie Darmstadt („Dual Mode TUD“) und Stuttgart („campus online education“) stehen solche wie die TU Dresden, über deren e-Learning-Aktivitäten wenig bekannt ist.

Das Ganze ist eine Fleißarbeit, die vor allem durch eine Fülle an interessanten Details besticht. Man erfährt z.B. von den Fördermillionen der öffentlichen Hand, der Zahl der Mitarbeiter in den jeweiligen e-Learning-Kompetenzzentren, den eingesetzten Learning Management-Systemen und Dingen, die einige vielleicht gar nicht gedruckt sehen wollen. Zumindest kann jetzt jeder wissen, dass die Universität Freiburg das LMS CLIX der imc einsetzt und dafür 11.600 Euro jährlich zahlt (56).

Auf einige Schwierigkeiten, vor denen die Universitäten mit ihren e-Learning-Aktivitäten heute stehen, wird hingewiesen (andere muss sich der Leser selbst erarbeiten, das „Fazit“ könnte hier etwas pointierter sein):
– Wie sieht die e-Learning-Zukunft nach dem Auslaufen der Förderprojekte aus?
– Ist die Vermarktung von e-Learning (Content) ein realistisches Ziel? Sind die Universitäten überhaupt in der Lage, entsprechende Geschäftsmodelle zu entwickeln?
– Wie können Hochschullehrer die Kompetenzen erwerben, um zukünftig die Rolle des „Wissensmanagers und Moderators von Wissensprozessen“ (30) einzunehmen? Ganz zu schweigen, von der unmittelbaren Medienkompetenz, die dem Einsatz von e-Learning vorausgeht?
– Wie kann über einzelne Fakultäten und Fachbereiche hinweg universitätsweit ein einheitliches e-Learning-Niveau erreicht werden?
– Kommerziell oder Open-Source? Zentral oder dezentral? Wie sieht die zukünftige e-Learning-Infrastruktur aus?

Wie gesagt, dass sind einige der Punkte, die ich mir aus dem Report gezogen habe. Wer sich für das Thema interessiert, sollte ihn neben Arbeiten wie z.B. die von Sabine Seufert und Dieter Euler legen, die kürzlich die unterschiedlichen e-Learning-Implementierungsstrategien von Hochschulen nicht nur beschrieben, sondern auch miteinander verglichen haben.
Bernd Kleimann und Klaus Wannemacher, HIS Hochschul-Informations-System GmbH, Juli 2005 (pdf)
[Kategorien: e-learning, eUniversity]

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Meine Literaturliste zum Thema: „E-Learning-Strategien deutscher Universitäten“