Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Gespräch: Bildungspflicht für Erwachsene?

die_2005_07.gif
Was auf den ersten Blick wie ein Aprilscherz daherkommt, entpuppt sich im Gespräch zweier Bildungsexperten als ein ernsthaftes Abwägen von Pro und Contra: Wir haben die Schulpflicht, wir haben z.B. Bildungspflichten im Rahmen der Zuwanderungsgesetze, wir haben die Pflicht zur Fortbildung für Ärzte – warum nicht noch einen Schritt weiter gehen und aus einer moralischen Verpflichtung, sich ein Leben lang weiterzubilden, eine juristische machen?

„N.: Aber wo liegt die Grenze? Integration und Sozialisation als Aufgabe von Bildung enden doch nicht zu einem bestimmten Lebensalter. Im Konzept des lebenslangen Lernens wird diese Aufgabe ja auch den Menschen zugewiesen, gewissermaßen als moralische Verpflichtung, die systemischen Erfordernisse individuell umzusetzen.

A.: Natürlich besteht heute, das besagt ja lebenslanges Lernen, die Notwendigkeit, in jeder Lebensphase auf dem Laufenden zu bleiben. Aber man muss Erwachsene nicht mehr dazu verpflichten, sie sind als freie Menschen selbst dafür verantwortlich, zu lernen und sich fortzubilden. Erwachsene haben, wenn sie so wollen, auch das Recht auf Dummheit.“
Ekkehard Nuissl von Rein (N.) und Hermann Avenarius (A.), DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 2005/3
[Kategorien: Weiterbildung allgemein]