US-Autor: Fernseher und PC machen schlau
Wir hatten diese Diskussion schon mehrmals. Am besten ist mir Neil Postman’s „Wir amüsieren uns zu Tode“ in Erinnerung. Es passte 1985 wunderbar zu den jahrelangen Debatten um Verkabelung und Privatfernsehen. Als Student der Publizistik in Münster hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch schon ein gutes Dutzend Referate zum Thema geschrieben, aber die Schwarz-Weiß-Sicht Postman’s war keine Referenz, die man unbedingt zitieren wollte. Seine Schriften (siehe auch „Das Verschwinden der Kindheit“) waren zu sehr von bildungsbürgerlichen Idealen geprägt, und ob diese das richtige Rüstzeug waren, um sich mit den kulturellen und technischen Veränderungen der kommenden Jahrzehnte auseinanderzusetzen, schien mehr als zweifelhaft (in diesem Nachruf mehr über Postman).
Jetzt gibt es also eine Wiederholung. In diesem Artikel wird auf Steven Johnson’s „Everything Bad is Good for You. How Today’s Pop Culture Is Actually Making Us Smarter“ aufmerksam gemacht, der eine Lanze für heutige Fernsehserien und Computerspiele bricht (siehe auch mein Eintrag v. 11. Mai). Sie würden, so der Autor, neue Anforderungen an das Gehirn stellen und die Aufmerksamkeit und Kombinationsgabe der Zuschauer herausfordern. In Computerspielen wie „Die Sims“ oder „Age of Empires“ müssten Spieler Situationen analysieren, Strategien entwickeln und Entscheidungen fällen.
Es gibt, und das ist der Bogen zu Postman’s Thesen, auch heute das Gegenstück. Manfred Spitzer warnt in „Vorsicht Bildschirm! – Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft“ vor den Einflüssen von Fernsehen und Computer auf Kindheit, Erziehung und Bildung. Mit starken Worten, von denen man sich hier einen ersten Eindruck verschaffen kann. Postman lässt grüßen.
bildungsklick, 7 Juni 2005
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