Hochschulen im Digitalen Wandel
Für kleines Geld (9,90 Euro) gibt es diese Broschüre, die die Ergebnisse der Konferenz Campus Innovation zusammenfasst. Wie der Titel bereits andeutet: Auf der Agenda im Oktober stand nicht nur e-Learning, sondern die umfassende „informationstechnologische Modernisierung der Hochschulen“, wie Ulrich Schmid, Geschäftsführer des Multimediakontors Hamburg in der dazugehörigen Pressemitteilung schreibt.
Wie immer, wenn Konferenzen zusammengefasst werden, gibt es auch hier viele Beiträge, die selbstbewusst das bereits Erreichte hochhalten. Und andere, die darauf hinweisen, welche Aufgaben noch zu lösen sind, um dem Ziel der Modernisierung und Digitalisierung, wie es in der Broschüre öfters etwas trocken heisst, näherzukommen. Zu denen gehört zweifellos das Interview mit Walter Ch. Zimmerli, dem Gründungsrektor der Volkswagen AutoUni. Zuerst widerspricht Zimmerli dem Fragesteller, indem er insistiert, dass Bildung selbstverständlich zu den Kernkompetenzen jedes zukunftsorientierten Konzerns gehört (das passt zum derzeit so beliebten Stichwort „Outsourcing“). Dann kritisiert er, dass die Universitäten „mit einem seit 200 Jahren völlig veralteten Wissens- und Kompetenzmodell“ arbeiten:
„Für eine akademische Prüfung wird der Kandidat isoliert und sämtlicher Hilfsmittel wie Büchern oder Internetzugang beraubt. Dann muss er aus dem Gedächtnis einen Text produzieren. Heute geht es aber nicht darum, Texte zu produzieren, sondern Probleme zu lösen. Würde man einem Manager gute Führungsqualitäten bescheinigen, der seine Arbeit ganz alleine macht, niemanden fragt und sein Wissen lediglich aus dem eigenen Erfahrungsschatz bezieht?“
Und zu guter Letzt sagt Zimmerli, dass es „e-Learning an sich“ gar nicht gibt (was ich sofort unterschreibe) und führt die Blended Learning-Angebote der AutoUni an (was aus meiner Sicht eine wenig originelle Begründung ist). Weitere kritische Stimmen kommen z.B. von Allan J. Cristensen, demzufolge es den deutschen Hochschulen an einer umfassenden „Digitalisierungsstrategie“ fehlt; und von Andreas Breiter, der darauf hinweist, dass die heutigen Supportstrukturen „weder didaktisch noch technisch“ für eine konsequente Verschmelzung von Lehre und e-Learning ausgelegt sind.
Ein Thema ist auch die weitere Vermarktung der entwickelten Online-Kurse durch die Hochschulen (hier sei der Hinweis gestattet, dass in entsprechenden Förderanträgen unbedingt das Wort „Public-Private-Partnership“ auftauchen muss, wenn Aussicht auf Bewilligung bestehen soll!). Hierzu findet sich auf der vorletzten Seite die klare Antwort von Herbert Kubicek auf die Frage: „Glauben Sie, dass Hochschulen mit neuen Online-Angeboten Geld verdienen oder einsparen können – und wie?“:
„Einsparungen bei gleicher Leistungsqualität oder nennenswerte zusätzliche Einnahmen sehe ich zurzeit nicht.“
Kurz zusammengefasst: Wenn man diese Broschüre neben die im letzten Jahr erschienenen Reports und Studien zum Thema „e-Learning an deutschen Hochschulen“ („Organisatorische Einbettung von E-Learning an deutschen Hochschulen“, „Kursbuch eLearning 2004“, „E-Learning an deutschen Hochschulen – Trends 2004“) legt, hat man einen guten und aktuellen Überblick. Was will man mehr?
Multimedia Kontor Hamburg, Januar 2005
[Kategorien: e-learning, eUniversity]
One Response to “Hochschulen im Digitalen Wandel”
Kubicek kann dir aber auch nix konkretes sagen, wenn Du ihn dazu fragst… Er ist der Meister der sinnentleerten Allgemeinplätze – also bitte nicht ernst nehmen.
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