ROI – Das unlösbare Problem des e-Learning
Klaus P. Jantke hat sich gewundert und geärgert und, noch wichtiger, aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht. Gewundert und geärgert hat er sich über all den herrlichen Blödsinn, dem man zuweilen beim Stichwort „Return on Investment“ begegnen kann. IBM und sein umfassender e-Learning ROI von 2284% oder der „3-year cumulative ROI“ von 5214% für IBM’s Flagschiff der Management-Ausbildung, „Basic Blue“, gehören unzweifelhaft dazu.
Und dann die Rufe nach „Nachhaltigkeit“, denen der Autor im Rahmen des BMBF-Förderprojektes anscheinend häufiger begegnete als ihm lieb war:
„Rechtzeitig vor Ende der Förderung – was vor allem heisst: vor dem Ende der Fördermittel, denn die Förderpolitik reicht immer genau so weit wie das Geld dafür – ist jemandem das Wort Nachhaltigkeit eingefallen, um den schwarzen Peter dafür, dass am Ende seines Projektes kaum einer wusste, wie es weitergehen sollte, anderen zuzuschieben. Mit diesem magischen Wort wedelnd kann man Wissenschaftler strengen Blickes fragen, ob sie sich nicht hätten vor Beginn eines Projekts im Detail überlegen können, wie es nach dessen Ende weitergehen sollte – als ob bei der Ungewissheit akademischer Projektförderung möglich wäre, langfristig zu planen und strategisch zu arbeiten.
Mit dem Wort Nachhaltigkeit ist für jedes der gut 100 Projekte … [im Rahmen der e-Learning-Förderung durch das BMBF] die Frage verbunden, wie man denn die Ergebnisse weiterführen könne auch ohne Mittel dafür zur Verfügung zu haben.“
Aber Klaus P. Jantke wettert nicht nur gegen ROI und eine falsch verstandene Nachhaltigkeit; er hat auch eine sehr klare Vorstellung davon, wie mit neuen Technologien der Lerner und das Lernen unterstützt werden können – eben von e-Learning -, und er fasst seine Vorstellung im Begriff der Adaptivität zusammen:
„Adaptivität bedeutet, dass das e-Learning-System in der Lage ist, sich dem Lernenden, seinen globalen Präferenzen (z.B. Lernstil, Darstellungsart, Argumentationsdichte, Detailtreue usw.) und seinen dynamischen Bedürfnissen (aktuelles Lernziel, erreichter Stand im Lernprozess, aktuelle Performanz usw.) sowie Kontext-Bedingungen (von Art der Verbindung bis Uhrzeit und Dauer der Sitzung) anzupassen.“
Aber adaptive Systeme, e-Learning-Systeme, die „Hypothesen über ihre Benutzer bilden und daraufhin ihr Verhalten dem Benutzer gegenüber einrichten“, sind aufwendig, „und Künstliche Intelligenz ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wer in Wissenschaft und Forschung tätig ist, befasst sich naturgemäss mit fortgeschrittenen Ansätzen, ja er kann und darf gar nicht anders. Was wir im akademischen Bereich für das e-Learning tun, kann gar nicht billig sein – wir dürften es nicht tun.“
Unbedingt lesen!
Klaus P. Jantke, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Juni 2004 (pdf)
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