eLearning – Kooperationsformen, Finanzierungsmodelle und Geschäftsmodelle
Draußen ein herrlicher Oktober-Tag, drinnen ein e-Learning-Symposium. Das Ganze fand statt an der Uni Frankfurt, und es ging im Untertitel um „Szenarien für eine erfolgreiche Implementierung von eLearning an Hochschulen.“ Besser hätte mir aber gefallen: „Gibt es ein e-Learning nach der Förderung?“ Oder: „Nach der Förderung ist vor der Förderung!“ Denn bei allem Ringen um nachhaltige Geschäftsmodelle gab es fast in jedem Wortbeitrag Verweise auf vergangene Förderungen („Neue Medien in der Bildung“) oder gerade eingereichte Anträge für die nächste Förderrunde.
Doch der Reihe nach: Alles fing an wie üblich auf solchen Veranstaltungen an. Gewohnte Versuche der Redner (Hochschulpräsident und hessischer Minister), e-Learning in Frankfurt und Hessen ins rechte (positive) Licht zu rücken. Die üblichen Seitenhiebe gegen geforderte Eliteuniversitäten und vermeintliche Standortnachteile („nicht den eigenen Standort herunterreden“, „sind auf hohem Niveau“, „mit Selbstbewusstsein nach vorne blicken“, usw.). Dann ein IHK-Präsident, der für mehr Effizienz, Wettbewerb und Studiengebühren warb. Es war Dieter Euler aus St. Gallen vorbehalten, etwas Bodenhaftung in die Runde zu bringen.
Sein Vortrag zeichnete ein etwas kritischeres Bild von e-Learning an deutschen …
… Hochschulen. Seine einleitenden Stichworte waren dementsprechend: offene Weiterfinanzierung vieler e-Learning-Projekte – begrenzte Transferfähigkeit der Ergebnisse – insgesamt: eine Vielzahl von Einzelprojekten, ohne dass von einer strukturellen Integration von e-Learning an den Hochschulen bereits die Rede sein könnte! Die Gefahren, so Euler, sind u.a. Brain Drain und Investitionsruinen. Dann ging er detaillierter auf mögliche Produkt-Marktkombinationen, Wertschöpfungsketten, das Marktumfeld und verschiedene Finanzierungs- und Ertragsmodelle ein. Mit Blick auf St.Gallen votierte er für eine umfassende Restrukturierung der Lehrformen und gegen eine (gegenwärtig unrealistische) Expansion bzw. Umverteilung der Mittel. Zum Status Quo sagte Euler: Man ist noch in der Phase der Early Adopter – die Kernarbeit steht noch aus.
Ich muss gestehen, dass die nachfolgende Podiumsdiskussion keine weiteren oder gar neuen Aspekte brachte. Zumindest war aber ein gewisser Konsens auszumachen, was die Mittel- bzw. Langfristigkeit des Projekts „e-Learning an Hochschulen“ betrifft. Ich habe mir nach dem Mittag noch die Präsentationen einiger hessischer e-Learning-Projekte und ihrer Geschäftsmodelle angehört. Es war vielen Projekten gemeinsam, dass sie zukünftig („nach der Förderung“!) als Profitcenter, mit Blick auf den Weiterbildungsmarkt und neue Endkunden, agieren wollen. Einige Projekte haben bereits angefangen. Die meisten Marktanalysen und Geschäftsmodelle wirkten allerdings wenig überzeugend. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass dahinter keine Vollkostenrechnung steht, dass man mit Fördermitteln zur Anschubfinanzierung, mit interner Infrastruktur und internen Ressourcen rechnet, um ein marktfähiges Modell zu entwickeln. Wie gesagt, ein Gefühl – denn darüber wird nicht offen gesprochen.
Und wenn man dann noch überlegt, dass vielleicht zeitgleich fünfzehn andere Bundesländer und noch mehr Hochschulen ähnliche Geschäftsmodelle entwickeln, muss man einfach skeptisch werden.
One Response to “eLearning – Kooperationsformen, Finanzierungsmodelle und Geschäftsmodelle”
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Jochen Robes gibt eine interessante Zusammenfassung einer Tagung zur Vermarktung von E-Learning. Meine Quintessenz seiner Quintessenz: Die meisten E-Learning Initiativen hängen am Tropf und können sich ein Leben ohne diesen nicht vorstellen. Euler ha…
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