Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Sehen, was kommt

Es ist noch nicht lange her, dass sich die Medienpädagogik und die Diskussion über das Potenzial der Neuen Medien ganz auf das Fernsehen bezogen. Es waren die Jahre, als das Privatfernsehen in Deutschland eingeführt wurde und die Frage nach den Wirkungen des Fernsehens, besonders nach den Wirkungen von Gewaltdarstellungen und Wahlschlachten, die medienpädagogische Debatte bestimmte. Heute denkt niemand mehr beim Stichwort „Neue Medien“ ans Fernsehen. Das Medium ist längst in unserem Alltag angekommen – mehr als vielen lieb ist. Aber nur, wenn die Dosis „Reality“ zu stark zu sein scheint, werden noch Pädagogen bemüht. Oder, wenn man in der ZEIT wieder mal glaubt, an das Fernsehen als „Kulturtechnik“ erinnern zu müssen.

Nein, neu sind die Informationen dieses Artikels nicht, aber nachdenkenswert allemal, wenn man z.B. an das Profil des Vielsehers denkt: „Der typische TV-Junkie trägt ohnehin keine großen Tattoos, sondern eher kleines Karo, Faltenrock und Dauerwelle. Er ist tendenziell eine Sie und lebt in Ostdeutschland, wo man eine halbe Stunde länger fernsieht als im Westen. Vor allem aber ist er eines: alt. Es ist diese Lebensphase, in der die Menschen weder durch Erwerbsarbeit noch durch intensiven Familienkontakt eingebunden sind, in der am meisten ferngesehen wird. Über 65 Jahre alte Frauen sind mit fast fünf Stunden Fernsehen am Tag dabei.“
Andrea Kaiser, Die ZEIT v. 24 Juni 2004