Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

The 2003 OCLC Environmental Scan: Pattern Recognition

Wie haben Google und Amazon die Informationslandschaft und das Verhalten der Information Consumer verändert? Das ist eine der zentralen Fragen, mit denen sich das Online Computer Library Center (OCLC) in diesem Report auseinandersetzt. Es geht um Bibliotheken und ihre Zukunft. „In the subsequent three years [2000 erschien der letzte „environmental scan“ des OCLC], Google has become uibiquitous, the major player in search technologies, and often a substitute for a visit to the local library’s reference desk.“

In der vorliegenden Bestandsaufnahme gehen die Autoren in einzelnen Abschnitten auf soziale, ökonomische und technische Fragestellungen ein und untersuchen ihren Einfluss auf „Research“, „Learning“ und „Libraries“. Ein faszinierendes Dokument! Am besten hat mir das Kapitel „Social Landscape“ gefallen, in dem die Charakteristika des heutigen Information Consumers beschrieben werden: self service, satisfaction, seamlessness. Für Bibliotheken bedeutet dies: Was können sie Kunden bieten, die die Bequemlichkeit des Internets schätzen und die zudem mit den Resultaten ihrer Webrecherchen im Großen und Ganzen zufrieden sind? Welchen Mehrwert können Bibliotheken bieten, vor allem in den westlichen Industrienationen?

Auf drei Trends („Patterns“) im Informations- und Knowledgemanagement weist der Report besonders hin:
One might be described as a decrease (or disappearance in some cases) in guided access to content. The second pattern is perhaps an element of the first: there is a trend to disaggregation not just of content, but also of services, technology, economics and institutions. The third pattern is that of collaboration: gaming, open-source software, Web conferencing, blogs, instant messaging, learning objects and “hack fests” are all forms of collaboration, enabled by advances in technology. The three trends have deep implications for all the organizational areas of libraries and allied organizations.“

Ich denke, es gibt derzeit keine Institution der Weiterbildung, die nicht vor der Herausforderung steht, ihren Platz in der zukünftigen Bildungslandschaft zu suchen und zu verteidigen. Doch für Bibliotheken ist die Herausforderung durch das Internet existentiell. Und dabei habe ich auch mein eigenes Informationsverhalten vor Augen: ich habe jedenfalls in 3 Jahren Frankfurt noch keine Bibliothek betreten. Und lese regelmäßig, dass z.B. auch heutige Studenten das Internet dem Bibliotheksbesuch vorziehen. Aber gerade vor diesem Hintergrund entstehen derzeit einige der spannendsten Texte zur Informationsgesellschaft und Weiterbildung in der Auseinandersetzung um die Zukunft von Bibliotheken. Dieser Report gehört unzweifelhaft dazu.
OCLC, Januar 2004
[Kategorien: Trends in der Weiterbildung]