Jochen Robes über Bildung, Lernen und Trends

Der Wunsch des Kunden und die Pflicht des Fachmanns

„Die meisten Lerner lehnen einen rein virtuellen Kurs ab.“ Dieses Ergebnis einer empirischen Untersuchung hat den Autor zu einer Replik veranlasst, in der er vor voreiligen Schlüssen warnt und an die Notwendigkeit einer ausgewogenen Beratung erinnert. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder?

Also: Wenn die Umfrage ergibt, dass viele Lernende Neuen Medien skeptisch gegenüber stehen, dann ist nicht zu folgern: ‚dann lassen wir es eben‘. Vielmehr wird man mit differenzierenden Argumenten dafür werben müssen. Es ist die Pflicht des Fachberaters seinen Kunden gegenüber.“
Gerhard von der Handt, DIE – Zeitschrift für Erwachsenenbildung, I/2004
[Kategorien: e-learning]

2 Responses to “Der Wunsch des Kunden und die Pflicht des Fachmanns”

  1. Gerhard von der Handt

    ‚tschuldigung, dass ich meinen eigenen Beitrag kommentiere. Kurze Reaktion auf die Zeile:
    Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder?
    Leider nur eigentlich. Das Weltbild der meisten ist manichäisch, sie kennen nur gut und schlecht. Mein Plädoyer war nicht nur für eine differenzierte Argumentation, sondern darüber hinaus für eine, die das (Lern-)Ziel zum Ausgangspunkt für eine Entscheidung macht, welcher Medieneinsatz sinnvoll ist.
    Eigentlich banal … .
    Jetzt läuft übrigens ein neuer Hype an mit der Emotionsdebatte, die Emotionen nämlich, die fürs Lernen unerlässlich sind (überwältigend neue Erkenntis der Gehirnforschung). Vorher hatte man (= die etablierte Didaktik) das eher unter Begriffe wie „Motivation“ gefasst. Immerhin hat die Gehirnforschung geschafft, dass die bisher in alternativen/ganzheitlichen Methoden nistenden Emotionen jetzt für den „wissenschaftlichen Diskurs“ gesellschaftfähig geworden sind. Aber wie immer ist es nicht mit einem undifferenzierten Emotionskonzept getan. Es gibt auch negative Emotionen (früher sprach man von Lernblockaden). Betroffenheit (man verzeihe das schreckliche Wort)kann zum Verstummen führen. Wenn es um das Sprachenlernen geht (mein Fach, aber ich nehme an, dass es in anderen ähnlich ist), dann kann eine Brechtsche Verfremdung erst die Zunge lockern: wenn man Themen, die für einen selbst belastend sind, mittels (zeitlicher, räumlicher) Fernersituierung freier (= unemotionaler) besprechen kann. Beispiel: über das Genderproblem lässt sich einfacher reden (und auch neue Haltungen etc lernen), wenn nicht die persönliche Situation angesprochen ist.
    Eigentlich selbstverständlich??
    Letztens demonstrierte ein Kollege, wie Emotionen beim E-Learning umsetzt werden können: durch die Möglichkeit, einen Avatar ein wenig nach eigenem Gusto zu verändern. Stichwort: emotionale Identifikation.
    Les gens qui pensent que tout est facile …
    sang Jacques Dutronc und diese Leute sind die Mehrheit.

    Beste Grüße: Gerhard von der Handt
    von-der-Handt@die-bonn.de

  2. Jochen Robes

    Ich hoffe, die gegenwärtige „Emotionsdebatte“ kann noch andere Beispiele bieten als jenes vom Avatar, den ich als User verändern kann. Bis jetzt haben mich die Beiträge unter der Überschrift „Emotionen & e-Learning“ schlicht nicht angesprochen, weil ich nicht sehe, welche neue Qualität hier e-Learning in die Diskussion bringt. Dass ich mich auch auf diesem Feld mit emotionaler Identifikation beschäftigen kann – nun gut (um nicht wieder „selbstverständlich“ zu sagen). Da ist mir die Motivation als Ziel schon näher. Andere motivieren, zu lernen, ja; auch, die Möglichkeiten des e-Learnings zu nutzen, ja; aber das Erzeugen von Emotionen ist im allseits bekannten Stadtteil von Los Angeles wahrscheinlich besser aufgehoben.
    Beste Grüße

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