Wer nicht lernt, soll auch nicht essen
In der FR war ein interessantes Interview mit Erich Riboltis zu lesen, in dem er sich mit der Illusion des lebenslangen Lernens und dem Mythos Weiterbildung auseinandersetzt. Eine Illusion ist es seiner Meinung nach, dass sich durch Bildung das Problem der Arbeitslosigkeit lösen ließe.
„Durch lebenslanges Lernen ist aber noch kein Arbeitsplatz geschaffen worden. … Die Zahl derer, die Abitur machen, ist gestiegen. Die ein Studium beginnen, auch. Aber die Arbeitsplätze sind nicht mehr geworden. Es wird nämlich etwas Wesentliches ausgeblendet: Der strukturelle Wandel besteht im Kern darin, mit immer weniger Arbeitskräften auszukommen.“
Einige Zeilen später hinterfragt er auch das Konzept von Bildung, das die aktuelle Diskussion beherrscht. „Ziel des Lernens, das da faktisch bis zum letzten Atemzug gefordert wird, besteht doch darin, brauchbare Arbeitskräfte zu erzeugen. … Es geht nicht darum, Arbeitnehmer zu selbstbewussten, mündigen Menschen zu machen, die gesellschaftliche Zustände durchschauen und auf Basis ihrer Interessen mitgestalten.“
Viel zu selten, dass das gegenwärtige, eindimensionale Konzept von Bildung hinterfragt und auf die dahinter liegenden Interessen überprüft wird. Auch Bildung ist nicht „an sich“ gut!
Frankfurter Rundschau, 16 April 2003
Siehe auch: changeX: Lernen will gelernt sein (Reinhard Schwarz, 15.5.2002)
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