Künstliche Intelligenz, Large Language Models, ChatGPT und die Arbeitswelt der Zukunft
Das ist eine wirklich lesenswerte Literaturstudie (101 S.), die jetzt fast ein Jahr Diskussion um KI und ChatGPT wunderbar zusammenfasst! Sie wurde von Michael Seemann („Die Macht der Plattformen. Politik in Zeiten der Internetgiganten“) geschrieben und von der Hans Böckler Stiftung unter einer offenen Lizenz (CC BY) herausgegeben. In den ersten beiden Kapiteln werden Large Language Models (LLM) wie ChatGPT noch einmal vorgestellt, sehr informativ, unaufgeregt, verständlich und mit dem Raum für interessante Exkurse. Hier ein Beispiel:
„Die Debatte krankt an einer allgemeinen Verwirrung um Begriffe wie „Bedeutung“, „Verstehen“ und „Denken“. LLMs haben unsere eigene Semantik der Semantik durcheinandergebracht. Wir stoßen an die Grenze unserer eingespielten Begrifflichkeiten. Die Antwort auf die Frage, was LLMs wirklich verstehen, scheint mir weniger in den LLMs selbst zu liegen, sondern in der Frage, in welchem Zusammenhang Sprache und Verstehen im Allgemeinen zu denken sind.“ (S. 36, „Exkurs: Sprache, Differenz und semantische Grammatik“)
Im zweiten Teil der Studie geht Michael Seemann dann auf die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Arbeitswelt ein. Nach der Zusammenfassung verschiedener Studien und Zahlen beschreibt er sehr anschaulich drei Zukunftsszenarien für das 2033. Die folgenden Szenarien stehen dabei für die Entwicklungslinien „Disruption“, „Integration“ und „Transformation“:
„Die (fiktive) Ex-Übersetzerin Lucia führt uns durch ihre prekäre Existenz, nachdem die LLMs von ihrem Beruf nichts übriggelassen haben. Der (fiktive) Altenpfleger Achmed zeigt uns die Vor- und Nachteile der ihn umgebenden Sprachassistenten. Und die (fiktive) Hochschuldozentin Sophie erzählt, wie sich die Universitätslandschaft in einem rasanten Jahrzehnt verwandelt hat.“
Michael Seemann, Hans Böckler Stiftung, Working Paper Forschungsförderung, Nr. 304, Düsseldorf, September 2023