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Sinkt die Halbwertszeit von Wissen? Theoretische Annahmen und empirische Befunde

Von der „Halbwertszeit des Wissens“ ist ja regelmäßig auf Folien und in Artikeln die Rede. Doch wenn man es einmal in Ruhe liest, müsste man eigentlich sofort innehalten und fragen: Interessant, aber wie hat man das eigentlich gemessen? Und was hat man gemessen? Das haben sich die AutorInnen dieses Fachbeitrags (20 S.) auch gefragt und sind auf Spurensuche gegangen. Dabei sind sie in der Bibliometrie und Bibliotheksforschung fündig geworden: „Die Halbwertszeit von Wissen basiert somit auf der bibliothekarischen Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Publikationen und dem zeitlichen Zitationsverhalten in der Wissenschaft.“

Ihr Fazit: „Die These der „Halbwertszeit des Wissens“ beschreibt angeblich den Wissensverlust und das stetige Anwachsen von neuen Wissen in modernen Gesellschaften. Tatsächlich besitzt die These der Halbwertszeit keinerlei empirische Grundlage. Auch der Verfall des Wissens ist, wenn man es aus beruflicher und gesellschaftlicher Sicht betrachtet, kein Verfall, sondern eine Präzisierung, Aktualisierung und Erweiterung.“
Robert Helmrich und Ingrid Leppelmeier, Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn, 2020

Bildquelle: BIBB