Persönlichkeitseigenschaften als Lernziele und Future Skills? Der problematische Trend von Kompetenzen zu dispositionalen Eigenschaften
Ein interessanter Beitrag zur laufenden Debatte um „Future Skills“. Ausgangspunkt ist ein beobachteter „Shift von Kompetenzen zu dispositionalen Eigenschaften bei der Personalakquise“. Der Autor fragt mit guten Argumenten, ob es sich bei Future Skills nicht häufig um dispositionale Eigenschaften der Persönlichkeit handelt, ob diese dann überhaupt veränderbar bzw. trainierbar sind und ob es Aufgabe der Hochschulen ist, diese zu verändern bzw. zu trainieren.
„Die moderne Arbeitswelt stellt besondere Ansprüche an die Persönlichkeit ihrer Beschäftigten. In Personalabteilungen von Unternehmen ist aufgrund dieser Ansprüche insbesondere in den letzten zehn Jahren ein neuer Trend zu beobachten, der in den bisherigen Debatten eher unberücksichtigt blieb und Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist: ein Shift von Kompetenzen zu dispositionalen Eigenschaften.
Anstelle der „klassischen“ erlernbaren Kompetenzen werden im Rahmen von Personalakquise Menschen mit spezifischen Persönlichkeitseigenschaften und dispositionalen Fähigkeiten akquiriert, also stabilen Merkmalen, die sich durch Lehrveranstaltungen, Trainings oder Wochenendseminaren nicht aufbauen und bedeutsam entwickeln lassen. Diese Merkmale werden häufig in die „Future Skills“ eingeordnet – ein Terminus, der eine Erlernbarkeit dieser Merkmale impliziert.
In Hochschulen lässt sich korrespondierend der gleiche Trend beobachten: Von der klassischen Vermittlung von Inhalten zum Aufbau von Fachkompetenzen sollen Studierende flankiert durch die Reform der Kompetenzorientierung überfachliche Kompetenzen erwerben, die häufig dispositionale Merkmale darstellen und durch Hochschullehre nicht substanziell vermittelbar sind. Unternehmen fordern von Beschäftigten Merkmale, die hochschulische Bildungsprozesse nicht vermitteln können, während Hochschulen eine Vermittlung dieser Merkmale versprechen, ohne dieses Versprechen einlösen zu können. Der Trend wird identifiziert, beschrieben und hinsichtlich seiner Implikationen für Hochschulen diskutiert.“
Manuel Pietzonka, in: Fichtner-Rosada, S., Heupel, T., Hohoff, C., Heuwing-Eckerland, J. (eds) Kompetenzen für die Arbeitswelten der Zukunft. FOM-Edition. Springer Gabler, Wiesbaden. September 2024 (via ResearchGate)
Bildquelle: Springer Nature
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